Als ich beim Wirtschaftsfernsehen Sachsen gearbeitet hatte, hatte ich ihn wegen eines Firmenporträts angeschrieben. Aber er antwortete mir nicht direkt. Seitdem nehme ich das gesprochene Wort anders wahr, wenn es von ihm kommt. Es ist nicht mehr so unmittelbar und nah. Ich denke dann die mit, auf die er zugegangen ist. Dadurch kann ich mich weniger auf das Gesagte konzentrieren. Ein Beziehungsfilz ohne 1., 2. und 3. Jedenfalls nichts, wovon ich Augenblicksentscheidungen abhängig machen würde. Wie wäre eine Zeitansage, wenn Schlingensief sie spricht? Die Medlz haben mit RobertDrechsler zusammengearbeitet, als sie noch Morgenmädels waren. Nähe, unmittelbares Vertrauen, Geborgenheit - eben das, was ich beim Aufwachen erwarte, kann er nicht suggerieren. Mir jedenfalls nicht. Hab kurz danach beim Wirtschaftsfernsehen aufgehört. Es ist erstaunlich, wie wichtig es mir war, bestimmte Stimmen für Porträts zu gewinnen, die noch nicht mal geschrieben waren, ich weiß. UweGroke hatte ich auch angesprochen, auch JanGarcia und MarcusBarsch. Nachdem lediglich JanGarcia zusagte, war die ganze Leichtigkeit weg. Nichts trug mehr. Das waren zwar Stimmen, die den Raum um mich herum erfüllten, aber keine Beziehungen, die belastbar waren. Wenn jetzt in den Disy-Shop wiederholt Kunden kommen, muss ich wieder daran denken. Das Einzige, was die Beziehung begründet, ist das Dresden-Buch. Trotzdem kommen manche mehrfach. Irrational auf den ersten Blick. Inzwischen stellen sie immer abwegigere Fragen, Fragen, die den Tag spannend machen - nach einem Architekturbuch über Ausgrabungen in Chemnitz oder Gemälden von Leo Putz. Die Fragen allein mit dem Dresden-Buch zu beantworten, ist schwer.
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