Ein mehrjähriger Bekannter auf dem Weg zum Freund (was bei meiner so oft zur Schau gestellten Priapsseele womöglich einen unangemessenen Unterton erhält) äußerte sich gestern im Rahmen eines fast anderthalbstündigen Telefongesprächs über die erst unlängst von mir entdeckten Sprechgesänge der offenbar miteinander konkurrierenden Berliner und Frankfurter Musik–Szene wie Azad, Sido und Bushido dahingehend, dies sei Hauptschul–, nein Sonderschulmusik gar, wobei er beispielgebend und nicht ohne hörbare moralische Bewegung auf die 7–13jährigen Kinder verwies, die sich bereits heutzutage für jene 'Rhymez' begeistern, die den Oralverkehr mit zumeist pejorativ titulierten Frauen, den Drogenabusus und eine stets auf dem willigen Sprung befindliche Gewaltbereitschaft glorifizieren. Sicher wäre eine Bezeichnung wie Lernbehindertenentertainment oder Förderschulhymnen eine neutralere Form der Titulierung gewesen, zumal ich bei konsequentem Ausleben dieser Musik weniger ein vorprogrammiertes Regelschulversagen als eine völlige Verweigerung des Schulbesuches an sich sehe, wobei ich auf der anderen Seite eine Tendenz der angeführten Musiker zu beobachten meine, auf ihren Debutplatten eine besonders disparate Form der Lebensführung zu zelebrieren, welche jedoch auf den nachfolgenden Produktionen durch eine Abfeierung exzessiven Konsumdenkens, verbunden mit moralisierenden Lebensratschlägen an die tatsächlich wohl meist jugendliche Zuhörerschaft abgelöst wird.
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