Internet-Theoretiker greifen gern auf den Begriff des Rhizoms zurück, um Hypertext oder das Internet beschreiben zu können.
Das greift allerdings meist zu kurz: Hypertext als vollkommen rhizomatisches Medium zu bezeichnen, unterschlägt, daß ein Hypertext, wie verschachtelt auch immer, insofern weiterhin ein linearer Text ist, als er von einem Autor ausgeht und als Kommunikat vom Rezipienten nicht mehr zu verändern ist.
Zwar kann ein komplexer Hypertext intern rhizomatisch funktionieren, wenn es keinen Haupttext gibt, sondern alle einzelnen Seiten nicht-hierarchisch mit allen anderen verbunden sind. Auch ist eine Anknüpfung von außen nicht nur in Form von Lektüre möglich, sondern, falls vorgesehen, durch Ergänzung des Textes mit eigenen Kommunikaten oder allgemein durch Verknüpfung des Hypertexts mit anderen Texten:
Der Netz-Navigator oder Cybernaut hat gelernt, sich in der rhizomatischen Flut von Hypertextlinks zurechtzufinden. Er weiß, daß es keinen Ursprungstext, kein 'eigentliches' Dokument gibt, auf das alle anderen Dokumente zu beziehen wären. Er hat durchschaut, daß es auf dem Netz in erster Linie darum geht, aus den vielfältigen und verstreuten Textbausteinen kleine Maschinen, kreative Textgestalten, sinnhafte Komplexe zu formen, die vorher so nicht existiert haben und durch ihn selbst erst hervorgebracht werden müssen. Der netzgeschulte Cybernaut ist dabei zugleich Produzent neuer Hypertexte. Von jeder Reise in den Cyberspace bringt er eine Vielzahl neuer Links, Bookmarks und Hotlist-Eintragungen mit, um diese in seine eigenen Web-Pages zu integrieren. (Mike Sandbothe: Interaktivität und Hypertextalität)
/www.ruhr-uni-bochum.de/www-public/niehaabp/Rhizom/filet.htm
|