Ich hab mir die Mitarbeiter in meinen beiden nächsten Rewemärkten so über sie Jahre auf meine Bedürfnisse hin erzogen. Die wissen nun, daß ich beginne Schwierigkeiten zu machen wenn sie mein geplättetes Pfandgut mit dem ich manchmal eintrudele nicht annehmen. Ich nehme im Gegenzug auf ihre Bedürfnisse, diese Tatsache nicht an die große Glocke zu hängen, Rücksicht, ich rufe also nicht laut vor allen anderen Kunden aus, he, ich hab hier zerdepperte Dosen, jetzzz komm mal einer.....sondern ich handele diskret und versteckt, fast konspirativ hole ich den Plastikbeutel mit den elf deformierten Gebinden (so ist deren Fachsprache)(und ja, oh, sie waren erstaunt und hielten mich gleich für einen Kontrolleur als ich dieses Wort das erste Mal nutzte) aus meinem Rucksack heraus und überreiche sie vor anderen Kundenblicken versteckt dem Getränkegebinderücknahmefachwirt, flüstere ihm zu, die elf mal 25 Cent (Codenummer 2610) können sie auf meinem Pfandzettel vermerken (ich hatte auch eine reguläre Flasche eingeworfen).
Alle in diesen Rewes kennen mich. Und es herrscht zwischen uns ein Gleichgewicht der Abschreckung. Ich habe eine Reihe von Filialleitern überdauert, einer ließ dreimal meinen Rucksack leerräumen, ohne Erfolg, danach schaute er mich nur noch böse an und ich gelangweilt zurück.
Der Metzger weiß daß ich ihn meide (Rewe hat kein gutes Fleischangebot, wie übrigens alle Discounter ebenso) bis auf manchmal vor Ostern wo es frisches Lamm gibt. Aber vor dem Feinkostregal spaziere ich gerne auf und ab. Die rote Grütze dort ist um Längen besser als anderswo. Auch etwas teurer. Kurz, ich nutze den Laden in der hauptsache weil man dort alle Flaschen los wird. Und in zweiter Linie um mein Lebensmittelsortiment um einige Dinge zu ergänzen oder aufzuwerten die es woanders nicht gibt. Und ich nutze konsequent Sonderangebote.
Unter den Dingen die ich bei Rewe kaufe befinden sich manchmal die von 2.89 auf 1.99 reduzierten Bassermann-Fertiggerichte. (Obwohl man sich das wirklich nur manchmal antun darf habe ich den Vorzug einmal nicht kochen zu müssen, an manchen Tagen eine echte Erholung). Die rote Grütze von Dorfkrug die ich mit Kirschwasser aufwerte, manchmal grüne Sauce (ein Fertigpaket frischer Kräuter), Gerolsteiner Zitronenlimonade im 0.5l Fläschchen, manchmal einen besonderen Camenbert aus Rohmilch (Isigny oder so), und Kohlensäurepatronen.
Ich habe aus der Verwandtschaft deren abgelegtes Inventar geerbt, hier einen Sahnespender, kaufe mir freudig die zehn überaus teuren Patronen dazu (ist ja doppelt so teuer wie die hineinzufüllende Sahne) und probiere: Doch da, ein gewaltiges Zischen erfüllt die Küche, die Wand wird teilweise sahneweis, aller Gasdruck ist entwichen, aufeinmal, beim Reindrehen. Ein kleines Teil, ein winziges Teil, irgendeine Lasche, fehlt an dem ganzen Apparat.
Und jetzt hock'ich auf neun teuren Patronen.
Man kann nie genug aufpassen. Überall kriegt man unnützes Zeug angedreht. Das Personal zu erziehen ist schwierig und langwierig. Manche sind völlig resistent. Wie mein Herr Bruder in München.
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