Gerade taucht Franzbranntwein in der Liste der am längsten unassoziierten Stichworte auf, da will ich dem für die nächste Zykel einen würdigen Kompagnon mitgeben: Retterspitz. Vermutlich wird die mehrheitlich juvenile Blastergemeinde mit diesem Wort nämlich ebensowenig verbinden wie mit dem Darmolmännchen, welches ich nächst DrDralle und besagtem Retterspitz als nächstes zu verstichworten gedenke. Was ist und zu welchem Zwecke benutzt man Retterspitz? Retterspitz ist eine grünmilchige Flüssigkeit, welche sowohl innerlich wie äußerlich anzuwenden ist, nur wobei, das habe auch ich in den gut dreißig Jahren meiner Retterspitzlosigkeit vergessen. Prellungen möglicherweise, vielleicht auch ein grimmendes kindlich Bäuchlein, Monatsbeschwerden gar - jedoch zu dem Behufe ward er mir als Kind nicht eingegeben - oder als Dunstwickel in Halsnähe plaziert. Jedenfalls roch er würzig und alkoholisch, entfernt schwebt mir eine Ähnlichkeit zu Raki vor, zumindest war es ein Nachmittag im Glast der eurasischen Sonne an der Galata–Brücke, da ich meine Nase wie so oft zu tief in das Rakiglas steckte und mir auf einmal eine Madeleine aus tantenhafter Krankenfürsorge und diakonissenhafter Holzmaserung ins Gedächtnis träufelte, aber die ganze Gleichung noch nach meiner langverstorbenen Tante Martha, einer Hagener Homöopathin hin aufzulösen, dazu ist mir bei aller Wertschätzung selbst das Stichwort Retterspitz zu schade.
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