Der Retter war ein Ritter auf einem weissen Roß. Das ist ein Pferd, für alle die das nicht wissen. Also praktisch ein Schimmel, denn es war ja weiss. Der Retter war also ein Ritter auf einem Schimmel, und er ritt durch die dunkle und stürmische Nacht, um die Prinzessin zu retten. Sie war von einem Ungeheuer entführt worden. Würde er es rechtzeitig schaffen? Sein Schwert blitzte, sein Panzer auch; und er hatte keine Angst. Er doch nicht! Er war der Retter, der Ritter auf dem weissen Roß. Und dann kam er an die Werwolfsburg. Ein unheimliches, altes, verlassenes Gemäuer. Fast verlassen, heisst das, denn dort lebte jetzt das Ungeheuer, das die Prinzessin entführt hatte. Angeblich hatte es drei Köpfe oder wenigstens zwei, und alle hässlich wie die Nacht. Obwohl der Retter, der Ritter auf dem weissen Roß, die Nacht keineswegs hässlich fand. Hässlich war immer nur, was durch die Nacht streifte, und insofern stimmte der alte Spruch. Jedenfalls öffnete er das knarrende, knarzende Tor und rief durch den vergammelten Garten: »Ich bin's, der Retter, der Ritter auf dem weissen Roß! Gib die Prinzessin heraus, du Untier!«
Hohnlachen ertönte aus dem Schloss. Es schien aus dem Keller zu kommen. Und fürwahr, ein fahles, grünes Leuchten konnte der Ritter sehen, was dort aus einem Kellerfenster drang. Er schlug ein Fenster ein und rutschte ein paar Meter in die Tiefe, als er durch das Fenster sprang. Dann war er im Keller. »Wo bist du, Ungeheuer?« schrie er in die kalte Dunkelheit. »Ich bin's, der Retter, mein Roß steht draussen, und damit werd ich mir jetzt die Prinzessin holen und sie wegbringen!«
Hohnlachen ertönte aus einem Kellerraum, nicht weit von dort, wo sich der Retter befand. Nun schlich er langsam dorthin. Kreisch! Kreisch! machte die Prinzessin, und sein Herz machte einen wilden Hüpfer. Er riß das blitzende, funkelnde Schwert empor und stürmte mit einem Schrei in den angrenzenden Kellerraum! Und was er dort sah, ja, das war so furchtbar, dass er es bis an sein Lebensende nicht mehr vergessen sollte...
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