Auguste Renoir
Kindheit und Jugend
Am 25. Februar 1841 kam Pierre-Auguste Renoir zur Welt. Der in Limoges geborene Schneidersohn zog bald darauf jedoch mit seiner Familie nach Paris (1845), da der Vater sich von dort einen besseren Lebensstandart erhoffte. Mit dreizehn Jahren wurde der junge Renoir Porzellanmaler. Er besaß nicht nur ein Zeichen- und Maltalent, sondern auch viel Interesse für die bildenden Künste, so dass er in den Mittagspausen oft in den nahe gelegenen Louvre ging um Bilder und Statuen zu studieren. Jedoch nach nur vier Jahren Porzellanmalerei musste sich Renoir nach einem neuen Metier umsehen, da die Erfindung einer Maschine, die auf Porzellan drucken konnte, ihn und viele andere Porzellanmaler arbeitslos machte.
Der Impressionist
Im April 1862 immatrikulierte der 21-Jährige in die Ecole des Beaux-Arts, die Kunsthochschule von Paris, nachdem er dafür mit Bemalen von Fächern, Wappen und Kirchvorhängen genügend Geld verdient hatte. Eine dort geschätzte Malrichtung war die Historienmalerei mit historischen oder sagenhaften Motiven, im Gegensatz zur realistischen Malerei, die dort verachtet wurde, in der auch alltägliche, ja sogar proletarische Motive gemalt wurden. Renoir fand dort schnell Freunde wie Alfred Sisley, Frédéric Bazille und Claude Monet. 1864 begannen die jungen Maler ohne Anleitung weiter zu arbeiten, da der Schweizer Lehrer Charles Gleyre, der als relativ liberal galt, in den Ruhestand ging. Die Freunde verband vor allem der neue Malstil, obwohl dieser meist vom „Salon“, einer Ausstellung, deren Bildauswahl von einer strengen Jury gemacht wurde, zurück gewiesen wurde. Sie hausten wie Bohemiens: immer in Geldnot, oft hungrig. Manchmal fehlte es sogar an Geld für Farben und andere Materialien. 1867 entstand „Lise“ (siehe Abbildung), für das seine damalige Freundin Lise Tréhot Modell stand. Das Bild wurde im Salon ausgestellt. Dazu W. Bürger-Thoré: „Das Ganze ist so natürlich und so richtig beobachtet, dass man es falsch finden wird, denn man ist gewöhnt, sich die Natur in konventionellen Farben vorzustellen“ Renoir und seine Freunde gehörten damals zu einer Gruppe die die „Maler von Batignolles“ genannt wurden. Kopf dieser Gruppe war der Maler Manet. Aber auch Schriftsteller und Kunstkritiker wie Zola, Duret, Duranty und Astruc waren vertreten. Sie diskutierten lebhaft über die neue Kunst und wie sie zu sein hatte: Man sollte nur das malen, was man sah und das so naturgetreu wie möglich. Das Erfassen eines flüchtigen, zufälligen Augenblicks, mit Bewegung und sich ständig änderndem Licht war das anzustrebende Ziel. Renoir war in dieser Runde eher im Hintergrund, denn er war kein Theoretiker; er sah sich immer eher als Handwerker. 1874 eröffneten Renoir und Leidensgenossen eine eigene Ausstellung: die erste Impressionistenausstellung. Sie kam bei Kritikern nicht gut an und das Publikum war schockiert. Auch die zweite (1876) und dritte Impressionistenausstellung (1877) handelten sich von Kritikern der großen Zeitungen nur Spott ein. Ab 1879 ging es ihm finanziell besser. Gönner waren gefunden, darunter auch der Verleger Zolas Georges Charpentier durch den Renoir die Gelegenheit bekam eine eigene Ausstellung von Pastellen zu zeigen. 1881 hatte er erstmals soviel Geld, dass er verreisen konnte. Er bereiste Algerien und Italien. Auch besuchte der inzwischen 40-Jährige den Maler Paul Cézanne in der Provence. Von den 1870ern bis zum Anfang der 80er entstanden Werke wie „Weiblicher Akt im Sonnenlicht“ (1875/76), „Le Moulin de la Galette“ (1876), „Madame Charpentier und ihre Kinder“ (1978) und „Das Frühstück der Ruderer“ [(1881) siehe Abbildung].
Die Krise
Renoir: „Um 1883 hatte ich den Impressionismus ausgeschöpft und war am Ende zu dem Schluss gelangt, dass ich weder malen noch zeichnen konnte.“ In dieser Phase seines Lebens, der période sèche (trockenen Periode) oder période ingresque (ingres’schen Periode), versuchte Renoir die Gestalten wieder zu fassen zu bekommen, die er zuvor fast kompositionslos durcheinander gewirbelt, mit sich im Licht auflösenden Konturen, auf der Leinwand dargestellt hatte. Die Konturen wurden wieder klarer, die Farben glatter und kühler und die Komposition wurde wichtiger. Seine Bilder verloren jedoch an Leichtigkeit und Spontanität. Renoir konzentrierte sich weniger auf die Farbe und die Form rückte in den Vordergrund. „Die großen Badenden“ (1887) trägt besonders die Merkmale dieser Periode. 1890 heiratete Renoir Aline Charigot [siehe „Das Frühstück der Ruderer“ (1881) linker Bildvordergrund, das Mädchen mit dem Hündchen], die ihm die Söhne Pierre (1885), Jean (1894), der ein berühmter Regisseur wurde, und Claude [(1901)„Coco“] gebar.
Im Alter
Gegen 1888 überwand Renoir die „trockene Periode“. Seine Bilder gewannen wieder an Leuchtkraft und wurden weicher. Die Farben hatten neuerdings häufig einen perlmutternen Schimmer, vor allem die Haut, so dass diese neue Phase den Namen „perlmutterne Periode“ bekam. Besonders gerne malte er Gabrielle Renard, eine Kusine Alines und Kindermädchen Pierres, in der er sein Ideal an Weiblichkeit wieder fand. Er malte sie Dutzende Male. Die letzten drei Jahrzehnte Renoirs waren nicht nur durch Krankheit sondern auch durch öffentlichen Ruhm und Annerkennung gekennzeichnet. Ab 1911 war Renoir, wegen des Rheumatismus, an den Rollstuhl gefesselt und konnte nur mit einem, zwischen die steifen, sich einkrallenden Finger geklemmten Pinsel weitermalen. Ein Jahr später wurde er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Trotz fortschreitender Krankheit malte Renoir weiter, so dass er, trotz starker Schmerzen, kurz vor seinen Tod, am 3. Dezember in Cagnes, noch ein Stillleben mit Äpfeln vollendete.
Freund der Jugend
Der Umfang Auguste Renoirs Werk wird auf 4000 bis 6000 Bilder geschätzt. Renoirs Lieblings Motive waren fröhliche, junge Menschen, ein geselliges Beisammen und vor allem hübsche Mädchen. Nach Mitte der achtziger Jahre malte er diese auch bevorzugt unbekleidet im Freien. Diese Akte hießen oft „Badende“. Die Bilder Renoirs zeigen stets die Schönheit der Jugend und Natur und vor allem auch die der jungen Frau. Sein immerwährender Optimismus und die beständige Heiterkeit sind schon verwunderlich, wenn man die Armut in jungen Jahren, den lange Zeit anhaltenden Mangel an Annerkennung und die schwere Rheumaerkrankung im Alter bedenkt. Renoir: „Für mich muss ein Bild vor allem etwas Liebenswertes, Hübsches, Erfreuendes sein. Ja, etwas Hübsches. Es gibt im Leben genug ärgerliche Dinge, es ist nicht nötig, dass wir noch neue in die Welt setzen.“ Mit der Lebensfreude, Heiterkeit und Schönheit, die aus seinen Bildern strahlt, ist er wohl zu einem der populärsten Impressionisten geworden.
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