»Gott zu erkennen«, sagt Seneca, »heißt ihn zu verehren«.Tatsächlich ist jede andere Form der Verehrung unsinnig, abergläubisch, ja sogar pietätlos. Sie setzt Gott auf die niedrigste Stufe des Menschen herab, der ein Gefallen daran findet, sich bitten, anflehen, beschenken und schmeicheln zu lassen. Doch ist diese Pietätlosigkeit noch die geringste, deren der Aberglaube sich schuldig macht. Gewöhnlich drückt er die Gottheit noch weit unter das Niveau des Menschen und stellt sie als einen launischen Dämon hin, der seine Macht ausübt ohne Vernunft und Menschlichkeit. Wäre dieses göttliche Wesen geneigt, an den Lastern und Torheiten einfacher Sterblicher, die es selbst geschaffen hat, irgendeinen Anstoß zu nehmen, so würde es den Anhängern der meisten populären Formen des Aberglaubens gewiß schlecht ergehen. Kein einziger Mensch würde seine G u n s t verdienen - außer einigen, ganz wenigen, nämlich den philosophischen Theisten, die von seinen göttlichen Vollkommenheiten angemessene Vorstellungen hegen oder jedenfalls zu hegen bestrebt sind.
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