Für alle Raucher ein Gedicht von Rudolf Ludwig von Canitz (1654 - 1699):
Sonn und Licht hat sich verkrochen,
Und die Nacht ist angebrochen.
Soll ich nun des Tages Last,
Meine Sorgen und mein Grämen,
Auf das Lager mit mir nehmen?
Nein, ich will, um meine Rast
Zu befördern, erst die Pfeifen,
Mit Tobak gestopft, ergreifen.
Unter allen seltnen Waren,
Die man uns in vielen Jahren
Hat aus Indien gebracht,
Wird bei Jungen und bei Alten
Dieses Kraut den Preis behalten,
Weil es frohe Geister macht.
Ja, bis sich die Welt wird trennen,
Wird sein stetes Opfer brennen.
Andrer Tand der Spezereien
Kann dem Leibe nicht gedeihen.
Und was ist für Angst und Not,
Was für Kriegen und für Morden
Nach der Zeit verspüret worden,
Da des Goldes teurer Kot
Selbst in ihren eignen Hafen
Macht die Könige zu Sklaven?
Des Tobakskrauts güldne Blätter
Sind bei manchem Unglückswetter
Ein beliebtes Gegengift.
Wider Pest und Leibeswunden
Sind sie schon bewährt gefunden,
Und wenn uns ein Kummer trifft,
Können wir durch sanftes Hauchen
Sie zu unsrem Labsal brauchen.
Daß die Lust und Pracht der Erden
Und ich selbst zu nichts muß werden,
Hat mir der Tobak gelehrt,
Wenn sein zarter Dampf sich zeiget,
Der hoch in die Lüfte steiget
Und sich bald in nichts verkehrt.
Daß nun solch ein Kraut entsprossen,
Hat den Satan sehr verdrossen.
Er kann ohnedem nicht leiden,
Wenn ein Mensch in stillen Freuden
In sich selbst vergnüget ist.
Drum, des Vaters eitler Grillen
Bösen Wunsch nicht zu erfüllen,
Schmauch ich als ein frommer Christ.
Er und alle Welt mag toben:
Ich will den Tobak doch loben.
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