Robert Gernhardt
Vater, mein Vater
Vater, mein Vater!
Ja mein Sohn, was ist?
Vater, mein Vater!
Wie werde ich Rassist?
Nun – ein Rassist hält nichts von andern Rassen.
Du müßtest, beispielsweise, Neger hassen.
Den Neger? Nein, den haß' ich nicht,
den dummen schwarzen Mohr.
Ich haß' doch keinen Stinkemann,
wie komm' ich mir da vor?
Nun gut, dann muß es eben anders gehen.
Wie ist's – willst du vielleicht Chinesen schmähen?
Den Chinamann? Den schmäh' ich nicht!
Dies Schlitzaug gelb und feig
ist nicht mal wert, daß ich ihm keck
den blanken Hintern zeig'!
Das lehnst du ab? Dann mußt du danach trachten,
zumindest den Indianer zu verachten.
Die Rothaut? Die veracht' ich nicht,
die ist kein Mensch wie wir,
die steckt sich Federn an den Kopf
treibt's schlimmer als ein Tier.
Na schön. Doch wie hältst du es mit dem Weißen?
Willst du auf ihn und seinesgleichen scheißen?
Den Weißen? Auf den scheiß' ich nicht,
er ist das Licht der Welt,
das die Kultur des Erdenballs
mit warmem Strahl erhellt!
Mein Sohn, ach mein Sohn!
Mein Vater, was ist?
Mein Sohn, ach mein Sohn,
du wirst nie ein Rassist!
Mein Vater, mein Vater,
warum werd' ich keiner?
Ach Heiner, mein Kleiner,
du bist ja schon einer!
Ehrlich? Wie herrlich!
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