Die Ramones waren eine amerikanische Musikgruppe aus Queens (New York City). Sie gelten als Prototyp der Punkband, obwohl der Begriff Punk als Genrebezeichnung erst später im Zusammenhang mit einer britischen Subkultur populär wurde. Sie schufen Mitte der Siebziger eher ungewollt eine neue Musikrichtung, da sie eine Abneigung gegen die damals produzierte Rockmusik im Zeitalter von Pink Floyd und Led Zeppelin hatten.
„When we started up in March of ’74, it was because the bands we loved, the rock ’n’ roll that we knew, had disappeared. We were playing music for ourselves.“
„Als wir im März ’74 begannen [aufzutreten], geschah das, weil die Bands, die wir liebten, der Rock ’n’ Roll, den wir kannten, verschwunden waren. Wir spielten Musik für uns selbst.“
– Joey Ramone[1]
Ihre Musik orientierte sich an wenigen Vorbildern wie The Who, den Kinks, den Beach Boys, den Stooges, MC5 und dem amerikanischen Rock ’n’ Roll der 1950er-Jahre. Typisch waren einfache Harmonien und Strukturen sowie das völlige Fehlen von Soli, Intros oder Übergängen. Sie bilden damit die totale Antithese zu Stilrichtungen wie Artrock, Progressive Rock oder Fusion. Dafür waren die Songs durch extreme Geschwindigkeit und Lautstärke gekennzeichnet. Ebenso simpel wie die Komposition waren auch die Texte gehalten, die oft an Kinderreime erinnerten, in ihrer Thematik aber explizit auf die sozialen Probleme und Fragestellungen der 1970er Jahre eingingen.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Herkunft des Namens
2 Geschichte der Band
3 Bedeutung
4 Diskografie
4.1 Alben
4.2 Singles
4.3 Kompilationen
4.4 DVD/Video
5 Literatur
6 Einzelnachweise
7 Weblinks
Herkunft des Namens [Bearbeiten]
Die Mitglieder ersetzten ihren jeweiligen Familiennamen durch Ramone und erweckten damit beim Beobachter den Eindruck eines Verwandtschaftsverhältnisses. Der Name „Ramone“ ist dem Pseudonym Paul Ramone entliehen, das Paul McCartney in den Anfangstagen der Beatles 1960 für eine Schottlandtournee benutzte, die die Gruppe als „The Silver Beatles“ als Begleitband von Johnny Gentle unternahm.[2]
Geschichte der Band [Bearbeiten]
Die Ramones wurden am 28. Januar 1974 in New York bei einer Probe in den Performance Studios gegründet, die von Tamás Erdélyi (später bekannt als Tommy Ramone) und Monte Melnick, späterer Tour Manager betrieben wurden.[3] Die Erstbesetzung bestand aus John Cummings an der Gitarre, Douglas Colvin an Bass und Gesang, und Jeffrey Hyman am Schlagzeug. Alle drei kamen aus dem gleichen Stadtteil New Yorks, Queens. Nach einiger Zeit begannen sie, sich die bekannten Künstlernamen zu geben und wurden als Ramones bekannt. Colvin (Dee Dee Ramone) erkannte, dass er nicht gleichzeitig Bass spielen und singen konnte, also wurde Jeffrey Hyman (Joey Ramone) der neue Sänger, allerdings bestand nun die Notwendigkeit, einen neuen Drummer zu suchen. Nachdem einige Kandidaten getestet wurden, wurde Tommy Ramone neuer Schlagzeuger der Band. Sie begannen ihre ersten Konzerte in New York zu spielen, vor allem in Clubs wie dem CBGB, wo auch andere Gruppen der Zeit, wie Blondie, Richard Hell & The Voidoids und die New York Dolls spielten. Diese ersten Konzerte werden von Zeitzeugen als legendär beschrieben, da die Ramones lauter und schneller spielten als alle ihre Konkurrenten; die Konzertdauer betrug zwischen 20 und 30 Minuten. In dieser Zeit kam die Band auch in Kontakt mit der New Yorker Kunstszene, dies führte sie unter anderem mit Seymour Stein zusammen, der sie für das Label „Sire Records“ unter Vertrag nahm, auf dem 1976 ihre Debüt-LP Ramones veröffentlicht wurde.
1979 spielten die Ramones eine Rolle in dem Film Rock ’n’ Roll Highschool von Roger Corman, zu dessen Filmmusik sie diverse Stücke beisteuerten. An dessen Ende, während eines Konzertes der Band, ging die titelgebende High School in Flammen auf. In der Planungsphase des Filmes gab es Überlegungen, den Film mit Disco-Musik zu unterlegen, man entschied sich dann aber für die Ramones. Trotz der Mitarbeit in dem Film blieb der große Durchbruch in den USA allerdings aus. Die Ramones spielten weiterhin in kleineren Clubs und verkauften relativ wenig Schallplatten. Nachdem selbst die Zusammenarbeit mit dem Bombast-Produzenten Phil Spector für das Album End of the Century nicht den gewünschten Erfolg zeigte, beschränkte man sich darauf, ausgiebig zu touren, um damit den Lebensunterhalt zu bestreiten.
Tommy Ramone verließ die Gruppe bereits 1978, da ihm die immer stärker werdende Tourneetätigkeit nicht zusagte und er sich lieber auf eine Tätigkeit als Produzent konzentrieren wollte. Er wurde durch Marc Bell (Marky Ramone) ersetzt, eine bekannte Größe der New Yorker Szene (unter anderem Schlagzeuger von Richard Hell and the Voidoids). Gesundheitliche Probleme durch erheblichen Alkoholkonsum zwangen ihn zu einer Pause, die Lücke füllte Richard Beau (Richie Ramone) im Angestelltenverhältnis. Drei Alben später verließ er wegen eines Streits über die Beteiligung an Erlösen aus dem T-Shirt-Verkauf die Ramones und Marky Ramone, der nun abstinent war, wurde wieder eingesetzt. In der Übergangszeit spielte Clem Burke, der Schlagzeuger von Blondie, für zwei Auftritte als Elvis Ramone das Schlagzeug.
Live-Auftritte der Band folgten üblicherweise diesem Schema: Unmittelbar vor dem Betreten der Bühne wurde The Good, The Bad and the Ugly von Ennio Morricone von Band abgespielt; danach begann das Konzert. Pausen wurden selten gemacht; wenn, dann nur damit Dee Dee Ramone den nächsten Song anzählen („one-chew-free-far“ anstatt „one, two, three, four“) konnte. Zu dem Song Pinhead hielt Joey Ramone meist ein Schild mit der Aufschrift Gabba Gabba Hey! in die Luft, zusätzlich sprang während des Liedes ein mit einer Maske verkleideter Roadie über die Bühne.
Innerhalb der Band gab es über lange Jahre erhebliche Differenzen. Besonders Joey und Johnny haben längere Zeit nicht miteinander gesprochen. Dies lag daran, dass Johnny Joey für einen eher schlechten Sänger hielt und dass Johnnys spätere Ehefrau Linda ursprünglich Joeys Freundin war; aber auch die politischen Überzeugungen der beiden waren gegensätzlich. Joey war eher liberal eingestellt; Johnny Anhänger der konservativen Präsidenten Ronald Reagan und George H. W. Bush. Diese Differenzen konnten sie bis zu ihrem Tode nicht mehr beilegen.
Dee Dee Ramone verließ im Jahre 1989 die Band, um eine Karriere als Rapper (Dee Dee King) zu verfolgen; er blieb den Ramones aber weiter als Songschreiber verbunden. Sein Nachfolger wurde der bis dato unbekannte C. J. Ward (C. J. Ramone), der der Legende nach zunächst aus dem Strafarrest des United States Marine Corps entlassen werden musste. Der weiter ausbleibende große Erfolg zu Zeiten von Bands wie Nirvana, Pearl Jam und The Offspring, die alle mehr oder weniger von den Ramones beeinflusst waren, führte dazu, dass die Band sich im Jahre 1996, nach insgesamt zweiundzwanzig Jahren Karriere, schließlich auflöste. Eines der letzten Konzerte fand in Buenos Aires statt. Im Vorprogramm spielten Iggy Pop und Die Toten Hosen. Das letzte Konzert fand am 6. August 1996 im Palace in Hollywood[4] statt.
2001 starb Joey Ramone nach langer Krankheit an Lymphdrüsenkrebs; vorher hatte er noch Gelegenheit, seine Solo-Platte Don't Worry About Me fertigzustellen, die posthum erschien. Dee Dee Ramone bekam seine langjährige Drogenabhängigkeit nicht in den Griff und starb 2002 an einer Überdosis Heroin (Chinese Rock). Johnny Ramone starb 2004 an Prostatakrebs. Tommy Ramone ist der letzte überlebende Ramone aus der Zeit der Gründungsformation.
Bedeutung [Bearbeiten]
Viele Rockbands nennen die Ramones als einen ihrer Einflüsse. Motörhead haben den Ramones schon 1991 mit R.A.M.O.N.E.S ihre Anerkennung erwiesen, viele andere Bands haben Coverversionen der Ramones im Programm. Mehrere Tribut-Sampler existieren, der bekannteste ist die im Jahre 2004 erschienene Sammlung We're A Happy Family - A Tribute To Ramones, auf der Bands wie Metallica, die Red Hot Chili Peppers, Rob Zombie, KISS, U2 und Marilyn Manson vertreten sind.
Auch von Musikjournalisten wurde die Gruppe ausgiebig gewürdigt. Beispielsweise fanden sich die Ramones in der Februar-Ausgabe des US-Musikmagazins Spin auf Platz zwei in einer Liste der »Greatest Band of all Time«, hinter den Beatles und vor Led Zeppelin. In den verschiedenen Listen der Zeitschrift Rolling Stone tauchten die Ramones ebenfalls auf, unter anderem zweimal bei den besten Alben aller Zeiten (Ramones auf Platz 33, Rocket to Russia auf Platz 105).
Das Ramones Museum in Berlin2002 wurden die Ramones in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.[5] Im September 2005 eröffnete in Berlin das weltweit erste Ramones Museum. Am 10. Mai 2005 startete in Berlin unter der Regie von Jörg Buttgereit das Ramones-Musical Gabba Gabba Hey – A Lower East Side Love Story mit Jürg Plüß und Katja Götz in den Hauptrollen und Rolf Zacher in mehreren Nebenrollen.
Vier Vertreter einer ausgestorbenen Trilobitengattung wurden nach den Ramones benannt: Mackenziurus johnnyi, M. joeyi, M. deedeei und M. ceejayi.
In der Zeichentrickserie Oggy und die Kakerlaken wurden die Kakerlaken nach den Bandmitgliedern benannt. Stephen King ist ein Fan der Band und lässt in seinen Büchern oft die Ramones auftauchen; für die Verfilmung des Romans Friedhof der Kuscheltiere komponierte die Band den Titelsong, für das Sequel steuerten sie den Song »Pet Cemetary« bei. In der Simpsons-Episode Rosebud (dt. Titel: Kampf um Bobo) hat die Band einen Auftritt.
Diskografie [Bearbeiten]
Alben [Bearbeiten]
1976: Ramones
1977: Leave Home
1977: Rocket to Russia
1978: Road to Ruin (erstes Album mit Marky Ramone am Schlagzeug)
1979: It’s Alive (Live-Doppel-LP)
1979: Rock ‘N’ Roll Highschool (Soundtrack)
1980: End of the Century
1981: Pleasant Dreams
1983: Subterranean Jungle
1984: Too Tough To Die (erstes Album mit Richie Ramone am Schlagzeug)
1986: Animal Boy
1987: Halfway to Sanity
1989: Brain Drain (mit dem Song Pet Sematary aus dem Film Friedhof der Kuscheltiere)
1991: Loco Live (erstes Album mit CJ Ramone am Bass)
1992: Mondo Bizarro
1993: Acid Eaters
1995: Adios Amigos
1996: Greatest Hits Live (Live-Album der größten Hits)
1997: We’re Outta Here (Live-Album vom letzten Auftritt)
2003: NYC 1978 (Live)
Singles [Bearbeiten]
1976: »Blitzkrieg Bop« / »Havana Affair«
1976: »I Wanna Be Your Boyfriend« / »I Don't Wanna Walk Around With You«
1977: »I Remember You« / »California Sun«
1977: »Sheena Is A Punk Rocker« / »I Don't Care«
1977: »Swallow My Pride« / »Pinhead«
1977: »Rockaway Beach« / »Babysitter«
1978: »Do You Wanna Dance?« / »It's A Long Way Back To Germany«
1978: »Don't Come Close« / »Don't Want You«
1978: »Needles & Pins« / »I Wanted Everything«
1979: »She's The One« / »I Wanna Be Sedated«
1979: »Rock 'N' Roll High School« / »I Want You Around«
1980: »Baby, I Love You« / »High Risk Insurance«
1980: »Do You Remember Rock 'N' Roll Radio?« / »Let's Go«
1981: »We Want The Airwaves« / »You Sound Like You're Sick«
1981: »She's A Sensation« / »All's Quiet On The Eastern Front«
1983: »Psycho Therapy« / »My-My Kind Of A Girl«
1983: »Time Has Come Today« / »Outsider«
1984: »Howling At The Moon (Sha-La-La)« / »Smash You«
1985: »Chasing The Night« / »Daytime Dilemma (Dangers Of Love)«
1985: »My Brain Is Hanging Upside Down (Bonzo Goes To Bitburg)« / »Street Fighting Man«
1986: »Somebody Put Something In My Drink« / »Animal Boy«
1986: »Something To Believe In« / »Love Kills«
1986: »Crummy Stuff« / »She Belongs To Me«
1987: »A Real Cool Time« / »Life Goes On«
1987: »I Wanna Live« / »Merry Christmas (I Don't Want To Fight Tonight)«
1989: »Pet Sematary« / »All Screwed Up«
1989: »I Believe In Miracles« / »Zero Zero UFO«
1992: »Poison Heart« / »Censorshit«
1992: »Strength To Endure« / »The Ballad Of Tipper Gore«
1993: »Touring« / »Cabbies On Crack«
1993: »Journey To The Center Of The Mind« / »Surfin' Safari«
1993: »Substitute« / »Can't Seem To Make You Mine«
1994: »7 & 7 Is« / »Out Of Time«
1995: »I Don't Want To Grow Up« / »R.A.M.O.N.E.S.«
Kompilationen [Bearbeiten]
1979: High School Confidential
1979: L.A. And Aberdeen
1988: Ramones Mania, Vol. 1
1990: All The Stuff And More Vol.1
1990: End Of The Decade
1991: All The Stuff And More Vol.2
1999: Anthology (2 CDs)
2000: Ramones Mania, Vol. 2
2001: You Don't Come Close
2002: Loud, Fast Ramones - Their Toughest Hits
2002: Best Of The Chrysalis Years
2002: Chrysalis Anthology
2004: Live January 7, 1978 At The Palladium, NYC
2004: The Best Of The Ramones
2005: Weird Tales Of The Ramones
DVD/Video [Bearbeiten]
1981: Rock 'N' Roll High School (Video)
1990: Lifestyles Of The Ramones
1998: Around The World
2004: We're Outta Here (Aufzeichnung des letzten Konzert am 6. August 1996 in Los Angeles, zusätzlich Interviews und Tourdokumentation; Regie: Kevin Kerslake)
2004: Ramones - Raw (Private Videoaufnahmen von Marky Ramone, zusätzlich Konzertaufnahmen; Regie: John Cafiero)
2004: Blitzkrieg Bop: Live And Loud At CBGB!
2005: End Of The Century: The Story Of The Ramones (Dokumentation (108 Minuten) über die Geschichte der Ramones von Michael Gramaglia und Jim Fields)
2006: The True Story
2007: It's Alive 1974-1996 (über 4 Std. Live Material)
Literatur [Bearbeiten]
1993: Ramones: An American Band. (engl.) by Jim Bessman. St. Martin's Press, NYC. ISBN 0-312-09369-1
1997: Please Kill Me. The Oral History Of Punk (engl.) by Legs McNeil and Gillian McCain. Abacus, London. ISBN 0-349-10880-3
2000: Lobotomy: Surviving the Ramones (engl.) by Dee Dee Ramone with Veronica Kofman. Thunder's Mouth Press, ISBN 1-56025-252-9
2003: On The Road With The Ramones (engl.) by Monte A Melnick & Frank Meyer. Sanctuary Publishing Ltd., ISBN 1-86074-514-8
2004: Ramones – The Complete Twisted History (engl.) by Dick Porter. Plexus Publishing Ltd., London. ISBN 0-85965-326-9
2004: Ramones – Photographs by Chip Dayton (engl.). Omnibus Press, London. ISBN 1-903399-81-5
2005: Hey Ho Let's Go - die Story der Ramones von Everett True. Bosworth Music Berlin, ISBN 3-86543-039-2
Einzelnachweise [Bearbeiten]
↑ Porter: Ramones – The Complete Twisted History, S. 6
↑ True: Hey Ho Let’s Go – The Story of the Ramones, S. 14
↑ Melnick: On the Road with the Ramones, S. 32. Interview mit Johnny Ramone.
Johnny Ramone führte Buch über alle wesentlichen die Band betreffenden Ereignisse.
↑ siehe Text auf dem Livealbum We're Outta Here
↑ Rock and Roll Hall of Fame Ramones in der Rock and Roll Hall of Fame
Weblinks [Bearbeiten]
Commons: Ramones – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Portrait der Band auf Laut.de
Website des Berliner Ramones-Museums
Interview mit C.J. Ramone flying-revolver.net, 09/07.
Einklappen
Mitglieder: Joey Ramone | Johnny Ramone | Dee Dee Ramone | Tommy Ramone
Marky Ramone | Richie Ramone | Elvis Ramone | C. J. Ramone
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Alben: Ramones (1976) | Leave Home (1977) | Rocket to Russia (1977) | Road to Ruin (1978) | It’s Alive (1979) | End of the Century (1980) | Pleasant Dreams (1981) | Subterranean Jungle (1983) | Too Tough to Die (1984) | Animal Boy (1986) | Halfway to Sanity (1987) | Brain Drain (1989) | Loco Live (1991) | Mondo Bizarro (1991) | Acid Eaters (1993) | Adios Amigos (1995)
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Ramones“
Kategorien: Ramones | Punkband | Rockband | US-amerikanische Band
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