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maw schrieb am 14.9. 2000 um 18:56:01 Uhr über

RAF

thorwald proll in seinem tagebuch:

wann brennt das brandenburger tor?
wann brennen die
berliner kaufhäuser
wann brennen die hamburger speicher
wann fällt der bamberger reiter
wann pfeifen die
ulmer spatzen
aus dem letzten loch
wann röten sich die münchner
oktoberfestwiesen...

...die raf, so internationalistisch wie sie sich gab, war eben doch eine deutsche guerilla, wie helmut schmidt eher ein deutscher als ein sozialdemokratischer kanzler war. für beide galt: pardon wird nicht gegeben, verhandelt wird nicht, von aufgeben kann keine rede sein. die deutschen sekundärtungenden, die auch einen kz-wächter auszeichneten, wie oskar lafontaine vor jahren in einem anflug von klarsicht bemerkte, beherrschten den krisenstab so gut wie das entführungskommando. echte antiautoritäre, wie bommi baumann und andere, wurden aus der deutschen militantenbewegung ausgestoßen wie nachdenkliche naturen, etwa heinrich albertz, aus dem politestablishment.
veränderungen in deutschland setzen deshalb zuallererst die überwindung eben dieser deutschen sekundärtugenden voraus. daran ist die raf gescheitert, sonst hätte sie ihren irrtum schon mitte der 70er jahre eingesehen. daran ist auch der demokratische rechtsstaat gescheitert, der, hätte er funktioniert, auf die raf politsch statt militärisch reagiert hätte. die junge generation, vor allem zukünftige metropolenguerilleros, können vor allem das aus dem scheitern der raf lernen.

jürgen gottschlich im taz-mag »20 jahre deutscher herbst«.



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