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Celeste schrieb am 20.4. 2010 um 21:41:42 Uhr über

Rüschen

Staubpartikel wirbelten in hunderten feiner Strahlen der heißen Morgensonne, die sich durch die halbgeöffneten Rolläden unseres Hotelzimmers zwängten. Das Rauschen der Brandung war leise zu hören. Mein Bruder schlief noch, sein Atem war ruhig und regelmäßig. Gleich würde ich ihn wecken müssen. Ich saß am Tisch und schrieb schon die dritte Seite. Die zarten Rüschen der Manschetten meines weißen Blusenärmels raschelten im Konzert mit dem Kratzen meines Füllfederhalters über das blassblaue Papier meines Tagebuches. Mein hochgeschlossener Rüschenkragen kitzelte mich am Kinn. Ich hielt im Schreiben kurz inne, um meine Gedanken zu sammeln, hob meinen Kopf und sah gedankenverloren in den Spiegel am Schrank gegenüber. Sofort löste sich die Spannung des engen Kragens und unwillkürlich atmete ich frei durch. Dabei spürte ich den Druck meines Mieders, das meinen Unterleib fest umschloss. Langsam strich ich mir mit den Händen über die Falten meines wadenlangen hellgrauen Trägerrocks. Ich fühlte nach meinen Strumpfhaltern und zog meine Röcke hoch, um meine Oberschenkel zu betrachten und den perfekten Sitz meiner Seidenstrümpfe zu überprüfen. Zuerst vorsichtig, bemüht die Falten nicht zu verderben, meinen feinen Sommerrock, dann knisternd meinen seidenen Unterrock, der sanft über meine bestrumpften Beine rutschte. Meine Strümpfe waren besonders schön, zarte weiße Seide, unter der meine rosigen Beine matt schimmerten, verziert mit aufgestickten Blütenmotiven. Meine zierlichen Sandaletten mit den hohen Absätzen schienen eins mit meinen bestrumpften Füßen, befestigt nur mit dünnen Riemchen.

Ich stand auf, um leise zum Bett zu gehen, aber konnte nicht verhindern, dass meine Absätze auf dem gefließten Fußboden klapperten. Im Halbdunkel beugte ich mich zu meinem kleinen Bruder herunter, mein enger Blusenkragen drückte gegen meinen Kehlkopf und die Bluse spannte sich in meinem Rücken, streichelte ihm durch die Haare und sagte leise:

»Komm, Philipp, du musst jetzt aufstehen

Er sah mich aus verschlafenen Augen an, die weich fallende Baumwolle meines Blusenärmels lag auf seiner Wange. Er rekelte sich und ich nahm ihn in meine Arme, sein warmer Körper drückte sich an meine kühle weiße Bluse. Langsam ging er ins Bad. Während er duschte, ging ich hinüber zum Schrank, um ihm seine Sachen für heute rauszulegen. Ein frisch gebügeltes strahlend weißes kurzärmeliges Oberhemd, dazu eine dunkelblaue Shorts mit adretter Bügelfalte, einen dunkelblauen Pullunder mit V-Ausschnitt, dunkelblaue Socken und eine dunkelblaue Krawatte mit orangen und gelben Streifen.

Um uns herum erwachte nicht nur das Hotel zum Leben, Stimmen waren auch schon vom Strand zu hören, der direkt unter unserem Balkon begann. Mit einem Ruck öffnete ich die Rolläden und die heiße Sonne blendete mich. Ich setzte mich vor den Spiegel, um meine langen Haare zu richten. Ich legte etwas Lippenstift auf, Kajal und Lidschatten. Mein durchsichtiger Nagellack strahlte noch genauso perfekt wie am gestrigen Abend. Gestern hatte ich mit Rainer geflirtet. Er war viereinhalb Jahre älter als ich und wohnte mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester im gleichen Hotel wie wir. Seine schönen braunen Haare und sein verschmitztes Lachen waren mir sofort bei unserer Ankunft aufgefallen. Gestern hatte ich ihn am Strand gesehen und beobachtet. Dann spielte er mit seiner Schwester am Strand und mein Bruder und ich haben mitgespielt. Danach haben wir uns noch alle unterhalten, woher wir kommen, wie lange wir noch bleiben, was wir noch machen wollten usw. Heute morgen konnte ich es kaum erwarten, nach dem Anziehen alles in mein Tagebuch zu schreiben. Ich hoffte darauf, Rainer heute wieder zu sehen.




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