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mcnep schrieb am 25.11. 2002 um 11:50:44 Uhr über

Röslein

Goethes 'Heideröslein' stellt, genau wie das von Schubert vertonte Schubart–Gedicht nichts anderes als eine kaum verhüllte Vergewaltigungsphantasie dar. Im zweiten Fall wird das deutlich, wenn man sich die von Schubert nicht vertonten Schlußverse betrachtet: nach dem bereits eindeutig zweideutigen

'Doch endlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang. Er macht
Das Bächlein tückisch trübe,
Und eh ich es gedacht,
So zuckte seine Rute,
Das Fischlein zappelt dran,
Und ich mit regem Blute
Sah die Betrogene an.'

folgt bei Schubart die 'Moral oder sittliche Nutzanwendung' (Bonifatius Kiesewetter):

Die ihr am goldenen Quelle
Der sicheren Jugend weilt,
Denkt doch an die Forelle,
Seht ihr Gefahr, so eilt!
Meist fehlt ihr nur aus Mangel
der Klugheit, Mädchen, seht
Verführer mit der Angel!
Sonst blutet ihr zu spät!

Ohne Blut geht es in beiden Gedichten nicht ab. Da schreien immer alle Sittenverfall der Moderne, aber die Weltliteratur aller Zeiten ist ein Schlachthaus gewesen, auch wenn die Metzger früher noch in handgenähten Kitteln ans Werk geschritten sind.



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