Ich hatte nur einmal Geschichtslehrerin, das war siebente Klasse so, die haben alle nicht gemocht, aber ich fand sie im Nachhinein putzig, die war noch so Erdkunde, halt, Lehrerin, und hatte immer so komische Jackie Kennedy kostümchen an, aber jaja, als ältere Frau, wenn man da nur ein bisschen verschroben ist, wobei, wenn man, was weiß ich, die hatte immer so eine Patenschaft laufen für so Kinder aus dem damaligen Zaire (heute Kongo), und alle haben sich drüber lustig gemacht, wenn sie wieder über ihre »Neger« erzählt hat, und das war eine ganz hässliche Geschichte, in gewisser Weise meine ich schon, daß auf dieser Schule, also daß da die Buben und Mädchen schon dümmer als anderswo waren, ich hatte eine Zeitlang Zweifel, aber eigentlich muss es so sein. Die Lehrerin ist vor zwei Jahren an Krebs gestorben, war wohl um die sechzig, tragisch, auch in dem Alter noch. Und beunruhigend, weil seit den späten neunziger Jahren ungefähr vier bis fünf andere Mitglieder des Lehrkörpers im Alter von 40 bis 60 Krebs bekommen haben. Mein Kunstlehrer ist noch während der Kollegstufe an Leukämie (52) verschieden, ein anderer Geschichtslehrer soll sich seit vier Jahren mit Krebs herumplagen, ein Sportlehrer (Ende vierzig) ist vor einem jahr aufgrund eines Hirntumors im Garten tot umgefallen, und unser »Vertrauenslehrer« (Mitte fünfzig) hat vor fünf Jahren Nierenkrebs bekommen. Man munkelt etwas von himmelhoher Quecksilberbelastung in manchen, inzwischen anscheinend, wie ich bei kürzlich erfolgter Begutachtung feststellen durfte, abgerissenen Gebäudeteilen der Schule.
Kein Wunder, daß meine Gesundheit den Bach runter geht. DANG! Die Welt ist schlecht, der Tod ein Skandal, und morgen muss ich früh aufstehen.
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