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mcnep schrieb am 2.5. 2005 um 05:29:22 Uhr über

Putztruppe

Ok, ein wenig tut es mir ja schon leid für die Rather Kleinleutfamilie, die bislang als Putztruppe im Dienst unseres Hauses standimmerhin entziehe ich der Familie durch die fristlose Kündigung von allen vier Mitgliedern einen nicht unbeträchtlichen Teil ihres fest einkalkulierten Einkommens, zusammen rund 750 Euro monatlich. So fühlt es sich also an, ein Unmensch zu sein... Aber was heißt Unmensch? Arbeitsverträge gibt es nun mal nicht, fast 10 Jahre haben sie in uns zumindest menschlich ausgesprochen unkomplizierte Arbeitgeber gehabt, es bekommt auch nicht jede Haushaltshilfe völlig selbstverständlich vier Wochen Urlaub bezahlt oder einen Zobel der verstorbenen Mutter geschenkt und so weiter, könnt ich ja stundenlang weitermachen wie eine übersaturierte Gräfin mit Punzenleckerhündchen auf dem Schoß. Gewisse Grenzen der Distanz und des Respekts (tja, noch etwas komisch, so etwas allmählich auf mich zu beziehen) müssen eingehalten werden und wenn sie einmal überschritten wurden, dann kann man auch gerade in so einer schwierigen Lebensphase nicht einfach so tun, als wüchse sich schon wenigstens der dürre Rest altvertrauten Lebens wieder zum Guten aus. Nein nein, Lebenswenden sollte man gründlich planen, aber auch durchführen und ein vertretbares Maß an zerbrochenem Porzellan darf man da nach vielen geduldigen Jahren unter diesen besenschwingenden Elefanten der Peripherie durchaus in Kauf nehmen. Ihre Krokodilstränen waren ohnehin zu einem guten Teil die Enttäuschung des Geiers, dem das Aas des toten Bullen, das er schon angeflogen hat, unter den Krallen weggezogen wird, verzeih den Vergleich, Konrad. Klar, für G., ihren Mann, hätte sie gute Anzüge ohne Ende bekommen, hätte wahrscheinlich Tischdecken und Schonbezüge vor meinem tränenlosen Wegwurf gerettet, Blumenvasen und Omaporzellan abgestaubt - im übertragenen Sinne diesmal. Pech gehabt. Gehe nicht über Los. Mir hingegen winkt ein doppelter Trost: A*, ein langjähriger nigerianischer Freund, hat sich vor kurzem mit einem Putzund Hausmeisterunternehmen selbständig gemacht, was das Treppenhaus & co. angeht, bin ich ab der kommenden Woche nahtlos, was angesichts der Mitmieter ja auch wichtig ist, aller Sorgen ledig. Ein sympathischer, angenehmer Mensch, den ich auch mal auf einen Kaffee einladen kann und will, im Unterschied zu dieser bildzeitungsverblödeten Spießerfamilie, deren Mutter , eben jene nunmehr gefeuerte Putzfrau, mir allen Ernstes noch kürzlich zu Konrads Lebzeiten vorschreiben wollte, keine Bilder mit den Abbildungen nackter Männer aufzuhängen, unglaublich sowas, für die ist immer noch Westerwald 1950. Ihre Stelle wird, denke ich mal, eine sogenannte 'Illegale' bekommen, das heißt, ich habe fast wie Paris mit dem Apfel die Wahl unter einer ganzen Reihe von zum Teil sicher ausgesprochen ansehnlichen, jungen (!!! Heidi war 60, zog sich an wie 30 und hatte vom ewigen Sonnenbaden eine Haut wie aus dem ägyptischen Museum) und sicherlich auch zuverlässigen Frauen, mehrheitlich ghanaischen Ursprungs, für deren Zuverlässigkeit mir schon ihre Empfehlung durch den künftigen Hausmeister bürgt, den ich als ausgesprochen integren Menschen schätze. Und der mir von A*s Ehefrau (meiner ExKollegin aus Buchhandelszeiten) schamhaft anvertraute Nachteil, diese Damen sprächen leider allesamt kein gutes Deutsch, erweist sich letztlich als Vorteil: Kein hastiges Wegklicken von Stichwortfenstern mehr, wenn die Putzfrau gerade dann hereinwirbelt, während ich einige Anmerkungen-zur-Sexualität-asiatischerJugendlicher abfasse. Daß ich bei der Neuen ein Stücklein Haschisch liegenlassen können muß, ohne Verklappung, Anzeige oder gar Diebstahl zu befürchten, versteht sich von selbst, und da böte ihr an und für sich beklagenswerter illegaler Zustand die Chance eines zusätzlichen gegenseitigen Unterpfands der Diskretion. Aber Scheinehe oder so ist nicht drin, da muß ich ein wenig vorsichtig sein, außerdem käme ein solcher sexueller Sinneswandel meiner Person wohl der Mehrzahl meiner Bekannten und letztlich auch mir selber etwas befremdlich vor. Ich trainierte während der Badreinigung mein Englisch, vermittelte ihr nötigenfalls einige hilfreiche Lektionen bezüglich des bundesdeutschen Alltagslebens, würde statt mit Möhreneintopf und Spaghetti künftig mit Okra und Couscous bekocht und käme mir hoffentlich weniger als ein Kolonialherr denn wie ein aufgeklärter neuzeitlicher Südafrikaner vor. Obwohl das ja schon auch ein etwas komisches Gefühl wäre. Zeichen setzen, das ist gar nicht so unwichtig, wie es immer scheint. Keine Lichterkettensägenmassaker natürlich, kein künstlich subventionierter Biowahn, der die Ernährung meint, wie die Medizin in zwei Klassen teilen zu können und bitte niemals Alterndewollmützenträgerinnenfistelnfriedenslieder hören müssen: Für mich heißt das vielmehr unter anderem: Keine deutschen Luxusprodukte, kein deutsches Personal, kein Steuerbetrug, aber auch keine Wahrnehmung eines Wahlrechts oder die Unterstützung einer staatsbürgerlichen oder religiösen Organisation, Werke der Nächstenliebe müssen und werden gebracht werden, doch die Leitbilder, die werden in diesem Haus künftig bei aller liebevollen Erinnerung an 18 Jahre Bärenvormundschaft deutlich andere werden. HelloWorld, hier kommt ein Entwurf. Dreh du dich nur immer schneller weiter, ich denke mal, ich habe einen guten Halt gefunden.


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