chronisch (griech.) zeitlich gedehnt, langsam verlaufend
Elite (frz.) Auswahl, die Besten
Intoxikation (lat.) Vergiftung
Punk (galakt.) Neuling in der Verbrecherwelt
Samurai (japan.) Angehöriger des Kriegeradels; eigentlich »Diener«, aus samurau »dienen«
Schizophrenie (griech.) Sammelbezeichnung für psych. Erkrankungen
Ein sehr lebendiges Bild von der Anhebung der Grenzen zwischen Person und Umwelt vermitteln kürzlich erschienene Studien über die Intoxikation mit Drogen wie Mescalin, Haschisch und LSD. Eine unter der Einwirkung von Mescalin stehende Versuchsperson erklärte, als sie Musik hörte: »Ich bin Musik - ich klettere an der Musik empor.« Eine andere Person berichtete: »Ich fühle wie mein Körper ohne Grenzen in der Umwelt aufgeht.« Es scheint, daß in diesen Stadien die normale Barriere zwischen dem Ich und der Umwelt so gut wie aufgehoben ist.
Freeman, Cameron: »Studie zur chronischen Schizophrenie«; edition suhrkamp 1964
Der Raum war fließend. Die Wände begannen zu atmen. Materie sah ich nicht mehr als feste, kompakte Masse. Farben wurden kräftiger, plastischer, kontrastreicher. Alles wurde Musik. Das Gefühl, von den Wellen der Töne getragen zu werden, überwältigte mich. Ich wurde Ton einer Bewegung, die meine Empfindungen durch eine grenzenlose Welt trug. Sie war ohne Zeit, hatte keinen dreidimensionalen Raum, keine Kette von Ursache- und Folgeerscheinungen. Das All war Ausdruck und zugleich Empfindung. Ich lag auf einer Matratze und hatte den Kopf zwischen den Lautsprecherboxen. Plötzlich war Theo da. In der offen gelassenen Wohnungstür zwei Polizisten, die nach einem Blick in den Raum das Appartement betraten. Theo war hektisch, aufgeregt, aufgeregt. Er suchte seine Papiere. Klint saß in einem Sessel und schlief. Im zweiten Sessel saß Katja. Auf der Couch Rainer und Kinky. Kinky sah mit weit offenen Augen, ungläubig, die Polizisten an. Rainer hielt mit einer erstarrten Bewegung einen Joint in der Hand.
Hans-Peter Kossaj: Brief an Günther Lehmann, 9. Februar 1975
Es gibt den japanischen Film »Die sieben Samurai«, der vor einiger Zeit dem amerikanischen Publikum vorgestellt wurde. Er zeigt eine Szene, in der unbeschäftigte Samurais eine Probe ihrer Fechtkunst ablegen. Sie ist erfunden, gründet sich aber auf historische Tatsachen. Der Anführer der Unternehmung dachte sich eine Methode aus, mit der er Schwertkämpfer prüfte. Er stellte einen Punk aus seinem Dorf hinter den Eingang, durch den jeder kommen mußte, der das Gebäude betreten wollte. Trat ein Samurai über die Schwelle, gab ihm der Junge einen Hieb mit seinem Stock, und der Anführer sah, wie sich der Neuankömmling verhielt. Der erste wurde überrumpelt und empfing den Hieb mit voller Wucht. Er bestand die Probe nicht. Der zweite wich aus und schlug zurück. Er wurde nicht als gut empfunden. Der dritte blieb am Eingang stehen und sagte dem Punk, der gut versteckt war, er solle bei einem erfahrenen Krieger nicht diesen alten Trick versuchen. Also erkannte er die Gegenwart des verborgenen Feindes, bevor er ihn wirklich sah, und bewies damit, daß er tatsächlich ein Kandidat für die Lösung der Probleme war, die das Dorf hatte. Dies verdankte er einer langen Erfahrung, die er in turbulenten Tagen erwarb.
In den feudalen Zeiten, in denen ein Samurai in jeder Situation, die sich in seinem täglichen Leben ergeben konnte, wachsam sein mußte, wurde das Erkennen eines unsichtbaren Feindes zu einer beachtenswerten Fähigkeit entwickelt. Sogar im Schlaf war er bereit, einer gefährlichen Situation zu begegnen.
Daisetz Teitaro Suzuki: »Über Zen-Buddhismus«; suhrkamp taschenbuch 1971, S. 34
In Magdeburg feierten etwa 20 Punks im Gartenlokal »Elbterassen« eine feuchtfröhliche Fehde. Kurz vor Mitternacht war das Fest vorbei: 60 Knochenköpfe aus Magdeburg, Helmstedt und Wolfsburg stürmten die Feier, zertrümmerten mit Baseballschlägern die Kneipeneinrichtung, stachen und prügelten auf die wehrlosen Gäste ein. Sechs Punks kamen erst im Krankenhaus wieder zu sich, der 23jährige Torsten Lamprecht starb an den Folgen seiner Schädelverletzungen.
»BILD am SONNTAG«, 17. Mai 1992
Anoubi! Ein Mensch, der sich ernsthaft mit ernsten Dingen beschäftigt, sollte nicht viel Zeit, Geld und Energie an die »Elite« senden. Ein Elite-Punk hat vielleicht einen Stern am Hemd, aber eine Antriebskraft ist das Wort Elite ganz sicher nicht. HP
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