Liselotte. Das waren noch Zeiten. Als sie schnurstracks in die Eldorado-Bar kam. »Jungs, ich geb einen aus.« Oh, nein, ich hab da was verwechselt. Das war Lurchi, der Räuberheld von Salamander. Der mit dem Froschgesicht, den auch schon Edgar Wallace besungen hat. Liselotte, das war die Zirkusartistin. »Hoch auf dem Seil, da schwing ich mit dem Hackebeil!« Ihr zu Ehren wurden der Pulverturm und der Pulverizer gebaut, auch der Pulverschuppen und der Pulverkaffee. Ein ganzen Pulverimperium entstand. Sogar ein Opernhaus aus reinem - Pulver, wo Liselotte in frühester Kindheit schon Karnevalslieder in den Rekorder geträllert hat, z.B. »Alle meine Gänschen« oder »Heile heile Entchen.« So eine schöne Zeit. Doch dann kam 1930. Alle war'n verrückt nach Diskomusik. Atemlos bretterte ich mit Liselotte und ihrem Elektroauto durch die Stadt, die da dunkelst im langen wilden Tal gelegen war. »Da kommt eine Ladestation«, sagte ich, doch Lilo, wie wir sie nannten, war schon vorbeigebrettert. Zeitweise war Liselotte mit dem Laiendarsteller Helmut Schmidt verbandelt, den wir aus Funk und Fernsehen kennen, und der auch einen Abenteuerbauernhof in Westfalen betrieb. Schmidt, nicht der aus dem Blaster, nannte sie Loki, weil sie in schlechten Tagen ganze Züge bewegen konnte. Deshalb arbeitete sie 100 Jahre lang bei der Bundesbahn - zusammen mit Heribert Po Phalla, dem Chinesen, der so gerne Achterbahn fuhr. Ihm zu ehren wurde die Reeperbahn gebaut, wo Liselotte zeitweise als Artistin auftrat und auf dem Hochseil Chili con Carneval kochte, wie es im traditionellen Brasilien zu Froschaugen und Lurchischenkel serviert wird.
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