Psychotherapeuten sind Helfer bei der Selbstheilung.
Wenige sind Scharlatane, wenige sind sehr gut - die meisten sind mehr oder weniger hinreichend hilfreich.
Im Prozess der Therapie geschieht eine sog. 'Übertragung' (= wechselnde Projektion alter Rollenbilder auf den Psychotherapeuten), in deren Verlauf die alten und jetzigen Konflikte und Probleme (nochmals) erlebt werden.
Durch die Wiederbelebung bzw. Wiederbegegnung mit den alten Konflikten, d.h. vor allem mit den damit verbundenen seinerzeit überwältigenden Gefühlen kann geprüft werden, ob die zur Ursprungszeit des Konflikts in der Not geborenen Reaktionen für das heutige Leben noch sinnvoll oder nicht vielleicht längst hinderlich sind.
Die für das jetzige Leben richtigen oder zumindest vielleicht besseren Alternativen können mit dem Psychotherapeuten »als haltendem Netz« in Theorie und eigener Praxis ausprobiert werden.
Aktivitäten mit einem Psychotherapeuten außerhalb der Therapiestunden und außerhalb der Praxisräume sind für die Therapie absolut kontraproduktiv = t a b u . Man arbeitet mit dem Psychotherapeuten in einem vorher vereinbarten (ausgehandelten) sog. stabilen 'Setting', das für den Therapieerfolg unbedingt mit emtscheidend ist. Vieles in einer Therapie ist eine Frage des 'technischen Könnens' eines Psychotherapeuten - d.h. bestimmte Fehler nicht zu machen, zum Beispiel... ('Technisch' meint sachlich richtig, so, wie man es lernen kann und gelernt haben sollte.)
Denn: Psychotherapie ist kein Hokuspokus, sondern genau das Gegenteil davon, und Psychotherapeuten lernen ihr Metier - es setzt sich hauptsächlich aus Wissen, besagtem technischen Können und ihrer Empathie-Fähigkeit zusammen.
Psychotherapeuten können nur arbeiten, wenn sie sich selbst einer Psychotherapie unterzogen haben.
Distanz-Fähigkeit ist unabdingbar.
Für die erfolgreiche Arbeit mit einem Psychotherapeuten ist sehr viel weniger dessen Ausrichtung (es gibt inzwischen zig 'Psychotherapie - Schulen') als vielmehr die 'Chemie' zwischen dem Klienten und dem (selbst gewählten!) Psychotherapeuten von Bedeutung.
(Mehrere) Probestunden sind daher unbedingt zu empfehlen.
Es gibt in allen größeren Orten außerdem Psychotherapie - Beratungen (s. auch im Netz), wo man Hinweise auf Therapieformen und Psychotherapeuten bekommen kann.
Das A + O : nicht der heiße Tipp der besten Freundin oder einer klugen Beraterin zählt, sondern das eigene Gefühl beim Probegespräch.
Man ist ja nicht seine beste Freundin...
Psychotherapie ist nur hilfreich, wenn sie freiwillig ist - also auch nicht den »ersten Besten« von der Krankenkassen-Liste nehmen.
Der erste ist nicht automatisch der Beste; während man sucht, hat man schon mit der Therapie angefangen.
Ob man als Psychotherapeuten einen Mann oder eine Frau wählt, ist eine Frage des eigenen aktuellen Bedürfnisses - gute Psychotherapeuten müssen in der Therapie genauso weibliche wie männliche Rollenbilder übernehmen können, fachlich hat das also keine Bedeutung. Der eigene Wunsch zählt.
Heute = die nächsten 3 Jahre vielleicht eine Frau, in 10 Jahren noch mal kurz eine Therapie mit einem Mann - warum nicht?
Psychotherapie ist eine Dienstleistung für die Seele, und die entscheidende Arbeit leistet man selbst - einen Helfer oder eine Helferin braucht's aber, zuerst.
Und das sollte ein PROFI sein. Ein P r o f i .
Fragen nach der Ausbildung des Psychotherapeuten sind erlaubt... - manchmal merkt man schon an der Reaktion, ob er die Frage = mich ernst nimmt...
Psychotherapeuten sind keine Götter - müssen aber für eine Zeitlang, in der Therapie, hilfsweise auch mal kurz wie ein Gott agieren können.
Wer sie 'wirklich' sind, bekommt man (manchmal) am Ende der (erfolgreichen) Therapie ein bisschen mit. (Äh, sie sind natürlich Menschen wie Du & ich - mit einem sehr speziellen Wissen, das sie befähigt, eine bestimmte Form von Unterstützung zu leisten. Dieses Wissen ist sehr viel komplexer und bedeutungsvoller als das eines Automechanikers - 60 - 100 EUR für 50 Minuten Therapie ist also nicht viel; reich werden Psychotherapeuten davon nicht. Und wenn, dann verdienen sie's vielleicht sogar. [Kein Klient ist ja bloß zum Zuckerschlecken, und auch die unabdingbare Anfangs-Idealisierung durch den Klienten ist nicht das reine Vergnügen; von all der Trauer und der extremen Wut, die er auch irgendwann an einem abreagiert, ganz zu schweigen, und Schlimmerem...] Höchstens sechs Klienten / Tag sind für einen seriösen Psychotherapeuten außerdem das Limit.)
Psychotherapeuten müssen (müssen!!) sich ihrerseits ständig einer Supervision unterziehen, in der sie sich mit dem Verlauf 'ihrer' Therapien prüfend auseinandersetzen. Wie eine strenge Lebensmittelkontrolle, gewissermaßen.
Wobei 'ihrer' Therapie sehr bedeutungsvoll ist - denn in jeder Therapie sind die Psychotherapeuten natürlich aktiv wie passiv mit beteiligt.
Locker und ernsthaft mit dem Thema Psychotherapie umzugehen - wenn diese Balance klappt, sieht's gut aus. Bloß schwer daran zu denken, wenn man unter Druck steht.
Der Versuch mit einem Psychotherapeuten lohnt sich immer - man ist es wert.
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Weil ich nicht weiß, ob es Bestimmungen über Therapie-Beratung im Netz gibt, erkläre ich hiermit ausdrücklich: diese Gedanken stellen keine Therapieberatung dar, sondern sind persönliche Erfahrungswerte aus meinem Leben, in dem ich mit Psychotherapie aktiv und passiv zu tun hatte.
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