Proteus war ein Geschöpf, das mit Leichtigkeit jede Gestalt annehmen konnte, um seinen Feinden zu entkommen.
Die Welt bringt einen neuen Menschentypus hervor: die proteische Persönlichkeit. Das Ich wird durch eine Modulidentität ersetzt, die sich leicht umbauen lässt. IKEA-Prinzip!!
Dieser neue Mensch ist durch ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und enorme Flexibilität gekennzeichnet, die ihm helfen, Netzwerke aufzubauen und sich an die Erfordernisse der Postmoderne anzupassen.
Gleichzeitig wächst seine Angst, sich festzulegen. Der Modulmensch hat keine festen Ansichten. Seine Standpunkte hängen ab von den Notwendigkeiten, mit denen er sich konfrontiert sieht. Für ihn existieren keine absoluten Wahrheiten.
Die Furcht vor Festlegung ändert auch das soziale Gefüge grundlegend - so wird die Zahl der Einpersonenhaushalte in den nächsten Jahren weiter wachsen. Bindungen lockern sich und gehen nicht mehr in die Tiefe, weil Fixierung aller Art unflexibel macht.
Proteus wusste nicht, wer oder was er im Kern seines Wesens war - dies entspricht dem Dilemma, in dem der Mensch steckt, der eine Patchwork-Identität entwickelt: er ist nichts, weil er gleichzeitig alles ist.
|