Prosecco, der Inbegriff für Möchtegern-Kunstexperten, die sich auf einer Vernissage treffen, ihre asymmetrischen, bunten Plastikbrillen auf der Nase zurechtrücken, auf Bilder starren, die sie nicht verstehen, um dann den Satz »Uhm, aha, ja...« auszustoßen, was übersetzt soviel bedeutet wie: »Ich habe keine Ahnung, was das alles soll und eigentlich ist das Bild gequirlte Kacke, aber ich tue so, als hätte ich Kunstverständnis, damit ich intellektuell wirke.«
Es ist ohnehin so, dass solche Geschmacksbekundungen wie »Das ist interessant« oder »Ich finde das spannend« oder »Der Künstler X stellt dies oder jenes 'in Frage'« stets nur das eine bedeuten: Wir stehen hier vor einem nichtssagenden Haufen Scheiße, das zur Kunst erklärt wurde. Denn würde man nicht vor einem Haufen gemalte Scheiße stehen, würde man vielmehr echte, ehrliche Begeisterung vernehmen, wie etwa »Das ist sooo geil!« oder »Voll der Hammer!«.
Letztere Sätze vernimmt man zumeist außerhalb der Schrägbrillen-Träger-Pastell-Seidenschal-Gesellschaft, nämlich vom normalen Volk. Ich traue einer Säufernase von der Kneipe um die Ecke mehr künstlerischen Sachverstand zu als einem Yoko Ono oder Karl Lagerfeld Verschnitt auf einer Prosecco-Vernissage. Die Säufernase mag zwar nicht über den Jargon verfügen und sich nicht hochgestochen ausdrücken, aber echte Intuition und Gefühle sind eben echt, während hochgestochenes Gesabbel nur ein Blender ist.
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