Ich bin wortbrüchig geworden und habe mich trotz bislang eher peinlicher Resultate mal wieder in einer Online–Partnerbörse registrieren lassen. Weniger, weil ich inzwischen das Gefühl hätte, mich posttraumatisch gebeutelte Kreatur schon wieder auf liebesuchende Menschen loslassen zu können - mitnichten; aber der Test zur Profilerstellung wirkte doch so verlockend tiefgründelnd, dass ich ihn als Positionsbestimmung verwenden wollte. Am Ende stand der Horoskopeffekt: Ich freute mich über die Sachen, die ich ohnehin schon zu wissen meinte und verdrängte die Abweichungen von meinem Selbstbild als Unschärfen. Und dann kam der stolze Moment, Teil 2: Über 400 Partnervorschläge standen zum Durchsehen bereit! Wobei gut 90 % schon wegfielen, weil sie aus anderen Bundesländern stammten; jetzt habe ich gerade ein neues Schlafzimmer, da zieh ich so schnell nicht weg und das müsste ein komischer Heiliger sein, der aus MeckVorpomm zu mir zöge. Blieb ein beträchtlicher Rest, der sich jedoch auch sofort zusammenstreichen ließ: Was sollen mir nichtrauchende Musicalhörer, die in ihrer Freizeit gerne Fahrrad fahren? Oder 48jährige, die gerne Housemusik hören? Auch das Berufsspektrum war so langweilig, wie man es von unverheirateten Spiegellesern vermutlich erwarten dürfte: Ärzte, Projektleiter, IT–Manager und dergleichen stand da zu lesen, gerade mal ein Kunsthändler aus meiner Heimatstadt belebte das Spektrum, aber einem 37jährigen, der gerne die Nächte durchfeiert, fühle ich mich nun wirklich nicht gewachsen. Ich sollte bei meinem Profil (dem Teil, der nur für den auswählenden Computer sichtbar ist) mal mein Bruttoeinkommen heruntersetzen. Zum einen käme mir ein aufrechter Hufschmied oder Konditormeister auch ganz gut zupass und zum anderen lande ich mit der Technik bestimmt bei einem, der sich aus den gleichen Erwägungen runtergerechnet hat. Wie originell, ich sehe uns schon, wie wir dann zum nächtlichen Lager die Designerjeans gegen Blaumänner tauschen.
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