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Fjodr Federkiel schrieb am 21.5. 2001 um 03:03:22 Uhr über

Pro7

Sie drückte seine Hand. Ganz fest. Und einmal, einmal da schaute sie ihn an aus ihren Mandelaugen, so wie nur Verliebte einen anschauen. Aber das durfte er nicht merken. Also drehte sie den Kopf schnell wieder weg. Er hatte es trotzdem gemerkt und fand es schade, dass sie jetzt zu zählen anfing. Auf Chinesisch zwar, das er nicht verstand. Aber wenn jemand zählt, merkt man das. Sie zählte eindeutig. Um sich abzulenken, schoss es ihm durch den Kopf. Da unten war sie während dessen schon nicht mehr so feucht wie noch zehn Sekunden zuvor. »Schau mich doch an«, ermunterte er sie. »Wenn du die Augen schließt, spürst du es noch mehrDas tat sie dann, und wurde trotzdem wieder feuchter. Sie klammerte sich an ihm fest, als er kam, ihren Schweiß roch und seinen Körper ein letztes Mal an ihren schmiegte. Schöne Augen hatte sie, das war ihm gleich aufgefallen. Und heute einen Silberstreif darüber, bis zu den Augenbrauen, die eigentlich keine mehr waren... Irgendwo hatte er gelesen, dass Chinesische Frauen sich schon so malträtiert hatten, als Pinzetten das Land der untergehenden Sonne überschwemmten. So vor vierzig Jahren, oder früher. Wie andere Fingernägel kauen jedenfalls. Verloren in einer Chauvi-Gesellschaft. Sie kam ja vom Land. Seit vierzig Jahren hatte sich da wohl wenig verändert. »In two week I go back«, sagte sie. Sekretärin wollte sie werden. »I don't want to let men fuck me for 50 Mark, I always want hundred.« Er hatte ihr nur 50 Mark gegeben. Mehr hatte er nicht in der Tasche. Beim ersten Mal hatte sie es ihm mit der hand besorgt. Und dann hatten immer andere Männer nach dem Preis gefragt, wenn er an ihrer Tür vorbei ging und sie natürlich nicht stören wollte. »You go by many times« - sie hatte es bemerkt. Sie nahm noch einen Schluck Sekt. »I smell like alcohol«, meinte sie etwas unsicher, abgewandt. Und hauchte ihn dann kräftig an, ohne seine Antwort abzuwarten. Nein, sie roch angenehm. Alles an ihr. Heiraten konnte er sie nicht. Als Student. Denn sie brauchte Geld. Das hatte er nicht. Und diese Arbeit hier fraß sie auf. Im Innern war er gar nicht bereit zu heiraten. »I have to go down pay«, unterbrach sie seine Gedanken. Er gab ihr einen Abschiedskuss auf die linke Wange. »I have to forget you«, sagte sie. Und als er die Treppen hinabging, langsam, nicht wie sonst, da fühlte er sich traurig, obwohl er doch 50 Mark gespart hatte. Denn er würde sie nicht wieder sehen.



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