Prekariat

Seit der Wende gehöre ich dazu. Da ich aus einer armen, bildungsfernen Schicht stamme, die Regelstudienzeit nicht einzuhalten ist und HiWis nur 250 € im Monat verdienen, werde ich der Uni den Rücken kehren. Ich kann meine Wohnung nicht bezahlen. Kindergeld? Die Behörde ist langsam. Seit acht Wochen warte ich auf den Bescheid. Eigentlich habe ich keine Lust mehr. Ich mag mich nicht ärgern müssen. HartzIV und keine Sorgen mehr. Wie schön wäre es, an einem Sommermorgen gegen elf Uhr aufzustehen, gemütlich bei Aldi ein Bier zu kaufen und sich über die Yuppies lustig zu machen!

Im Ernst: wenn ich nebenher noch arbeite, kann ich das Studium gleich an den Nagel hängen. Irgendwann möchte ich auch mal fertig werden. Lieber züchte ich Zauberpilze, trinke Wein aus Pappkartons, rauche täglich ein Zigarillo und blastere über den Lauf der Welt. Wozu die Anstrengung? Ich bin enttäuscht, das Leben ist kurz.

Prost!