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Brandan schrieb am 28.10. 2000 um 13:49:27 Uhr über

Preis


Brief des Schriftstellers Peter Handke zu Rückgabe des Büchner-Preises und Kirchenaustritt, 7.4.1999

Wien. (dpa) Der österreichische Schriftsteller Peter Handke hat aus Protest gegen die Nato-Bombenangriffe auf Jugoslawien den Büchnerpreis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zurückgegeben. Zugleich erklärte Handke seinen Austritt aus der katholischen Kirche. dpa dokumentiert den Brief im Wortlaut.

"Der Papst verurteilt in seiner Osterbotschaft am 12. Tag des Krieges gegen Jugoslawien den 'Bruderkrieg', aber nicht den Allrohrüberfall der NATO gegen ein kleines Land. Und auf der 1. Seite von 'Le Monde' vom Ostersonntag, dem 4. April 1999, nach der Riesenschlagzeile DIE NATO SCHLÄGT ZU IM HERZEN VON BELGRAD, beginnt ein langer Kommentar des 'Erzbischof von Cambrai' und 'Präsidenten der Kommission GERECHTIGKEIT UND FRIEDEN des französischen Episkopats', worin der Nato-Krieg gegen Jugoslawien folgend gut geheißen wird, Zitat: 'Heute sind Löschhubschrauber nötig, um den Brand zu ersticken, gestern hätte ein Eimer Wasser genügt.'

Der Erzbischof spricht weiter von den 'Christen und allen Menschen guten Willens', für die 'die Waffen natürlich nie eine Lösung sind - doch für den Moment ist es dringlich, den Angreifer zu entwaffnen.' Nie. Doch für den Moment ... Und der Präsident für episkopale Gerechtigkeit kommt zu dem Schluß, Zitat: 'Im vorliegenden Fall gab es allein die Wahl zwischen einem rechtlich unkorrekten Nicht-Agieren und einem ethisch notwendigen Agieren.' Krieg ahoi, Christ und (!) Mensch guten Willens.

Ich aber, der Schriftsteller Peter Handke, getaufter und, nach Möglichkeit, praktizierender Katholik, erkläre dementsprechend meinen Austritt aus dieser momentanen katholischen Kirche. Gegen jede Ethik-Kommission: Es lebe das Recht. Andere Kleinigkeit: Das Preisgeld für den mir 1973 gegebenen Büchnerpreis gebe ich an die Deutsche Akademie zurück (zum Glück waren's damals nur 10000 DM): »symbolisch', so wie es, laut den westwestlichen Medien, das Zurückschlagen der NATO im Herzen Belgrads ist, 'unvermeidlich', wie, laut fast aller Welt, der Krieg der 'Welt' gegen Jugoslawien; um meine 'Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren'. Einem jedem seine Glaubwürdigkeit. P.H., 6. April 1999«

(Der handschriftliche Brief wurde dpa als Fax vom österreichischen Magazin »News« zur Verfügung gestellt.)


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