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cloverleave schrieb am 14.4. 2003 um 13:16:46 Uhr über

Predigt

Liebe Gemeinde

Der Titel der heutigen Predigt ist eine Aufforderung von Johannes dem Täufer: »Tut Busse, denn das Himmelreich ist naheHeute wollen wir uns mit der Busse beschäftigen. Vorweg gesagt: In der deutschen Sprache ist es ein schweres, gewichtiges Wort, welches uns viel Negatives in Erinnerung ruft. Wie schnell denken wir an die Parkbusse oder die Geschwindigkeitsbusse der Polizei. Busse ist ein altdeutsches Rechtswort und heisst Besserung, Ausbesserung eines Schadens oder Wiedergutmachung. »Das sollst du mir büssen« meint: »Dafür sollst du mir noch Strafe erleiden, dafür sollst du mir noch zahlenBusse bedeutet in unserer Sprache ein menschliches Tun, ein Bessermachen aus eigener Kraft. Der Reformator und Bibelübersetzer Luther hat uns dies eingebrockt. Im römisch-katholischen Sprachgebrauch war das Wort Busse identisch mit Strafe und Pein entgegen dem griechischen Urtext der Bibel. Und das ist unser Massstab, die Bibel, die Heilige Schrift und nicht ein weltliches Strafrechtsbuch. Das griechische Wort »Metanoia« bedeutet Umkehr, Hinkehr oder Einsicht. So ist es nicht verwunderlich, wenn wir immer wieder Busse missverstehen, mit Abbüssen der Sündenschuld, mit langem Gesicht, gesenktem Haupt und der Faust im Sack. Doch die alte Bedeutung des Wortes setzt sich bei uns auf deutsch immer wieder durch. Sogar in der Mundart nehmen wir einen bedrohlichen Tonfall an! »Dooo muesch denn aber Puess tue!« »Puess, Puess«, es tönt wie Peitschenhiebe. In dieser Art unterhalten sich oft Christen, wenn sie sich gegenseitig auferbauen. Die Heilige Schrift meint mit Busse etwas ganz anderes. Busse ist ein Umdenken oder ein Mitdenken, dass sich am Willen, an den Ordnungen und an den Zielen Gottes orientiert und sich immer wieder am Wesen Gottes ausrichtet und zur Lebenseinstellung wird. Busse setzt sich aus drei Komponenten zusammen, aus der Einsicht, aus der Reue und aus der Umkehr. Wer jetzt meint, Busse sei eine geistliche Kleinigkeit, die wir nach einem sündhaften Getue irgendwie noch vor dem Sterben einplanen sollten, ist gänzlich auf dem Holzweg. Auch wenn Gottes Gnade ein unverdientes Geschenk des HERRN ist, gibt es keine billige Gnade. Ebenso gibt es keine billige Busse. Der Weg von der Busse zur Gnade Gottes führt über Einsicht, Reue und Umkehr. Eine Abkürzung gibt es nicht. Und trotzdem ist echte Busse ist eine freudige Sache, eine höchsterfreuliche Angelegenheit.

Wir lesen den Bibeltext aus 1. Johannes 1, 8 und 9 über die Sündenerkenntnis und das Sündenbekenntnis: »Wenn wir sagen, wir hätten nichts mit Sünde zu tun, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir IHN zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns

Liebe Geschwister, das muss ich eigentlich gar nicht fragen, wir alle möchten doch unser Lebensziel erreichen und bereits in dieser Welt rein und gerecht vor Gott stehen. Aber die praktische Situation in unseren Leben ist ganz anders. Der Soll / Ist Vergleich kann jeder machen und das Rezept für die gewünschte Reinheit haben wir im Bibeltext gehört. »Unsere Sünden bekennen«. Vorbedingung ist natürlich die Sünden in unseren Leben zu erkennen, die Einsicht, einen Teil der Busse, anzustreben. Das Gegenteil wäre eine Rechtfertigung, die wir gar nicht nötig haben. Nach der Bekehrung und der Wiedergeburt, wie es die Schrift nennt, sind wir grundsätzlich Gottes Kinder und Seine Erben und auch dann noch gerettet, wenn wir sündigen. Aber unsere Sünden trüben die Beziehung zu Gott und da bleibt uns der Weg der Busse über die Sünden, die wir eben als Christen auch tun, nicht erspart. Die entscheidende Frage lautet nun: Wie tut man Busse?

1. Sünde als Sünde anerkennen, also einsichtig zu werden. Man könnte auch sagen: Die Sünde beim Namen nennen. Dies tönt einfacher als es ist. Ein Gradmesser für die Sünde ist unser Gewissen in Anlehnung an unsere Überzeugung. Dies schreibt der Apostel Paulus den Römern im 14. Kapitel. Wenn unser Gewissen uns anklagt, dann wird uns eine Tat oder ein Gedanke zur Sünde. Das Problem dabei ist, dass wir unser Gewissen beschwichtigen können, ja sogar abtöten, bis das Herz nicht mehr stärker klopft, wenn wir sündigen. Im weitern haben wir Menschen verschiedene Erziehungen, verschiedene Erfahrungen, und eine individuelle Vergangenheit, welche sich prägend auf unser Gewissen auswirken. Die Sünde als Kavaliersdelikt gibt es gar nicht. Viele begnügen sich damit zu sagen: »Es ist dumm gelaufenWie soll man aber echte Busse tun, wenn man die Sünde nicht anerkennt. Gott kennt keine Grauzonen, entweder sündigen wir oder wir sündigen nicht. Da müssen wir, von Zeit zu Zeit, uns immer wieder prüfen, unser Handeln, unser Denken, unser Reden. Wie steht es mit der Lüge? Vieles ist wahr, aber es ist nicht die Wahrheit. Notlügen sind eine Erfindung von Menschen oder gar des Teufels. Ich habe mich die ganz Schulzeit mit »viel Wahrem« durchgemogelt. Wenn ich die Hausaufgaben nicht geschrieben hatte, sagte ich dem Lehrer: »Ich habe mein Heft nicht hierDabei zeigte ich mit dem Finger auf mein Knie. Kunststück, das Heft lag auf der Schulbank und nicht auf meinem Knie. Vielleicht denkt jetzt jemand, dass das doch nicht so schlimm sei, schlussendlich sei ich doch Pastor geworden. O.K. aber es geht um mehr. Wer Sünde nicht als Sünde anerkennt, verfälscht sein eigenes Gewissen und hat keinen ethischen oder moralischen Halt mehr. Das Herz verhärtet und verstockt sich, es wird unbussfertig bzw. unfähig zur Busse. Wo, bitte schön, ist dann Gottes Grenze zwischen gut und böse, richtig und falsch, schwarz und weiss, Lüge und Wahrheit? Etwa in unserem Gefühl? Wenn wir Sünde nicht mehr als Sünde anerkennen, wenn wir die Grenzen zwischen Sünde und Nichtsünde nicht im Wort und der Auslegung durch den Heiligen Geist suchen, dann finden wir auch keine Veranlassung, die Busse anzustreben. Doch ohne Busse, das werden wir noch sehen, gib es keine Rettung.

Kommen wir zum 2. Punkt: Das Bekennen der Sünde. Wir basieren auf dem Vers 9, des 1. Kapitels des 1. Briefes von Johannes. »Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist ER treu und gerecht, dass ER uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller UngerechtigkeitDas begreifen wir doch schnell: Begangene Fehler sind vor Gott zu bringen und um Vergebung dafür zu bitten! Das wär's schon. Der Rest macht der HERR. Gott wird in diesem Prozess zum verlässlichen Partner. Es ist das »wenn / dann« Prinzip. »Wenn wir unsere Sünden bekennen, dann ist Gott treu und gerecht«. Dazu kommt, dass Gott so oder so in Seinem Wesen treu und gerecht ist, aber kompromisslos bei der Sündenvergebung. Das Bekennen der Sünde ist ein integrierter Bestandteil der Busse und kann nicht weggelassen werden mit der Begründung, dass Gott »es« ja schon wisse. Durch Bekenntnis wird es möglich, unsere Reue zu demonstrieren. Der Apostel Paulus schreibt den Korinthern (2. Kor. 7, 9 + 10) »Ich freue mich darüber, dass ihr betrübt worden seid zur Reue. Denn ihr seid betrübt worden nach Gottes Willen. Die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Reue, die niemanden reut.« Dieser Text ist vielleicht etwas kompliziert, bald 2000 Jahre alt, ich lese ihn nochmals: »Ich freue mich darüber, dass ihr betrübt worden seid zur Reue. Denn ihr seid betrübt worden nach Gottes Willen. Die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Reue, die niemanden reut.« Liebe Geschwister, Gott will, dass wir echte Reue zeigen. Dass wir diesen Bestandteil der Busse verstehen und ihn ernst nehmen. Tendenziell gehen wir mit der Busse und im besonderen mit der Reue zu leichfertig und zu salopp um. So in dem Sinne: Ja, da hab ich vielleicht doch auf's falsche Pferd gesetzt, jähnosohalt. Wann haben wir vor Gott über unsere sündhafte Natur und über unsere tatsächlichen Handlungen, Gedanken und Äusserungen geweint? Spurgeon bezeugte: »Ich bekenne offen, dass ich heute eine viel grössere Traurigkeit über Sünde empfinde, als ich sie erlebte, als ich vor über dreissig Jahren zum Erlöser kam. Ich hasse die Sünde heute stärker, als ich es damals unter dem Schuldbewusstsein der Überführung tat. Einige Dinge, die ich damals nicht als Sünde verstand, erkenne ich heute als Sünde. Ich bin mir der Schlechtigkeit meines eigenen Herzens heute schärfer bewusst, als damals, als ich zuerst zu Christus kam. Reue über Sünde ist ein unaufhörlicher Regen, ein köstlicher, sanfter Schauer, der bei einem wahrhaft erretteten Menschen ein ganzes Leben währt. Er ist stets betrübt, dass er gesündigt hat und nie wird er aufhören zu trauern, bis alle Sünde verschwunden istDas ist die Aussage von Spurgeon, einem grossen Gottesmann, welcher Spuren bis in die heutige Zeit hinterlassen hat. Sünden vor Gott zu bekennen und zu bereuen sind keine leichten Aufgaben, sondern harte Knochenarbeit. Es geht um das Abtragen einer Schutthalde in unseren Leben. Eine Mischung von Müll, Mist und Menschenstolz.(3M!). Tja, die Sünde wandert nicht alleine zum Kreuz, sie muss zum Kreuz gebracht werden! Da dürfen und sollen, trotz geistlicher Abgeklärtheit, die Tränen fliessen. Der Apostel Petrus erlebte eine solche Betrübnis nach Gottes Sinn, als er leugnete, Jesus zu kennen. Plötzlich brannten die Worte Jesu, die er kurz davor gesprochen hatte, in seinem Gedächnis. Markusevangelium 14,72: Und Petrus gedachte des Wortes, wie Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu weinen." Lukas fügt hinzu, Petrus weinte bitterlich.

Der 3. Punkt ist die Umkehr und die Absicht nicht mehr zu sündigen. Dieser Teil der Busse ist wohl der wichtigste. Es geht um die Entscheidung, Änderungen im Leben zuzulassen, die Absicht, es inskünftig anders zu machen, damit die Sünde umgangen werden kann. Doch fehlt die vorherige Einsicht zum Punkt 1, so besteht kein wirklicher Grund zur zur Änderung, zur Umkehr. Fehlen das vorherige Bekenntnis oder die Reue, Punkt 2, so ist es bloss ein Haschen nach billiger Gnade. Wir bekommen zwar die Vergebung, weil der HERR gütig ist und Seine Gnade niemals aufhört (2. Chronik 5,13), aber wir ändern nichts. Irgendwie haben wir eine unvollständige Busse getan, aber wir haben keine Veränderung erfahren, den Kurs des Irrweges wird weiterhin verfolgt. Es ist wie ein Säen ohne zu pflügen, oder ein Beispiel aus der Medizin, ein Rezept zu verschreiben ohne die Operation zu ermöglichen. Das ist nicht der Wille Gottes. Nur eine vollständige Busse, bestehend aus Einsicht, bekennen, bereuen und Änderung zulassen wird uns weiterbringen zu dem Ziel hin, welches Gott für uns vorgegeben hat und zu unserer Rettung für die Ewigkeit dient. Die Busse lässt sich auch mit einem Dreieck vergleichen. Eine Seite stellt den Intellekt dar. Wie im Punkt 1 dargestellt, müssen wir die Sünde als Sünde anerkennen. Sonst ist es wenig sinnvoll, wenn Menschen ihren Zustand vor Gott nicht erkennen. Wenn sie nicht erkennen, dass sie im tiefsten Grund ihres Herzens Rebellen gegen Gott sind. So ist unser Naturell und nicht das Bild, welches wir als wohlerzogene Schauspieler den Mitmenschen präsentieren oder vorgaukeln. Die zweite Seite des Dreiecks sind die Gefühle. Wenn man sich der Wirklichkeit der eigenen Sünde gegen einen heiligen und liebevollen Gott bewusst wird, so löst das Trauer aus. Wir sollten uns elend fühlen. Verstehen wir das, wir sündigen gegen den himmlischen Vater, der unseretwegen Seinen eigenen Sohn hat auspeitschen und kreuzigen lassen. Bei wahrer Busse wird Gott unsere Trauer in Freude verwandeln, aber die Trauer über die eigene Schuld, die Zerschlagenheit, weisen auf unsere Ernsthaftigkeit hin und das gefällt Gott, der die Sünde gerne vergibt. Ich lese einen Auszug aus dem 51. Psalm von David in freier Übertragung, als der Prophet Nathan zu ihm kam, nachdem er mit Batseba, der Frau von Uria Ehebruch begangen hatte und Uria hatte umbringen lassen.

Du grosser Gott, wo soll ich hingehen? Bist du gnädig, bist Du gütig? Hab Erbarmen mit mir! Meine Schuld, meine schwere Schuld – wasch sie ab, reinige mich. Achich erkenne mein Vergehen und meine Schuld steht mir ständig vor Augen. Gegen dich habe ich mich vergangengegen dich allein. Gegen deine Ordnungen habe ich verstossen, das Böse habe ich getan. Du hast Recht, wenn du mich verurteilst und meine Gedanken und Taten richtest. Ach, es ist ja nicht nur das, was ich getan habeich selber, mein Verhalten, meine Gedanken, meine Motive sind voller Auflehnung gegen dich. Sieh nicht auf meine Sünde und nimm meine Schuld von mir. Schaffe in mir, Gott ein reines Herz und gib mir neuen Mut. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Du alleine bist Gott. Du alleine kannst Sünde vergeben. Du willst das Leben und nicht den Tod. Was kann ich dir bringen? Mein ganzes Leben gehört dir. Ich gebe es heute neu in deine Hand!

Wir kennen die Fortsetzung, Gott hat David vergeben.

Die Grundseite des Dreiecks stellt den Willen des Menschen dar, der die praktische Ausführung des menschlichen Denkens bestimmt. Ein Mensch muss nach dem, was er weiss und fühlt, auch handeln. Er kann die Entscheidung nicht für immer in der Luft hängen lassen. Er muss sich dafür oder dagegen entscheiden, je früher desto besser. Das ist sehr wichtig, denn mit dem Willen vollzieht der Mensch seine Hingabe. Machen wir ein Beispiel: Einem Menschen, der am Verdursten ist, wird kühles Wasser angeboten. Ohne den Willensentscheid, das Wasser wirklich zu trinken, nützt ihm das Angebot gar nichts. Wenn wir Busse tun müssen, dann ist es unerlässlich, dass wir uns dazu mit unserem Willen entscheiden. Kein anderer Mensch kann für uns Busse tun. Wenn wir es nicht selbst tun, dann wird unsere Sünde bleiben. Aber, wenn wir Busse tun, dann wird Gott uns vergeben und uns Seine Freude wiedergeben. Wir müssen uns bewusst werden, dass unser Fleisch, unser Stolz, uns ständig von der Busse abhalten wollen. Aber wir wollen kämpferisch die Busse angehen, im Bewusstsein, dass wir dies ein Leben lang tun werden müssen, aber auch im Glauben, dass wir über den Weg der Busse, zur Herrlichkeit, vereint mit Christus gelangen und bereits in diesem irdischen Leben eine schöne Liebesbeziehung mit dem himmlischen Vater haben dürfen. Wie sagte schon Johannes der Täufer: »Tut Busse, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen



AMEN



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