Leitbild des Dominikus-Ringeisen-Werkes
Präambel
Im Leitbild macht sich eine Einrichtung ihre eigene Identität, ihre unverwechselbare Besonderheit, ihre objektive Aufgabe bewusst.
Es wird nicht »gemacht« oder »erdacht«, sondern die bereits bestehende Realität muß intuitiv erfasst, erkannt und formuliert werden. Das Leitbild enthält »Lebensgeschichte« und »Zukunftsvision« der Einrichtung: Gründungsimpulse, Motive, Ideale und Ziele. Konkret und wirksam wird es, wenn im Alltag in seinem Sinn gehandelt wird.
Im Dominikus-Ringeisen-Werk arbeiten Ordensschwestern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen, die sich entschlossen haben, Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen zur Seite zu stehen, die unserer Hilfe bedürfen. Anders als in der Gründerzeit wird heute dank der staatlichen Sozialgesetzgebung dafür gesorgt, dass den Grundbedürfnissen von Menschen mit Behinderungen entsprochen wird. Dennoch ist es heute nicht weniger wichtig als früher, für Menschen mit Behinderungen einzutreten:
Wir wollen nicht zulassen, daß das Lebensrecht ungeborener oder geborener Menschen mit Behinderungen in Zweifel gezogen wird. Jeder Mensch ist von Gott uneingeschränkt bejaht und gewollt. Es steht dem Menschen nicht zu, sich an die Stelle des Schöpfers zu setzen. Das modische Bild des ewig jungen, schönen und gesunden Menschen entspricht der Realität nicht - das wissen wir alle aus eigener Erfahrung.
Wir wollen dafür sorgen, daß Menschen mit Behinderungen nicht nur fachgerecht gepflegt und mit dem Lebensnotwendigen versorgt werden, sondern dass sie am heutigen Lebensstandard teilhaben, am Leben der Gemeinschaft teilnehmen und ihre Persönlichkeit entfalten können. Nichtbehinderte sollen verstehen lernen, dass die Begegnung mit Menschen mit Behinderungen nicht lästig oder abstoßend ist, sondern wertvoll und bereichernd sein kann.
Wir wollen den uns anvertrauten Menschen in unseren Einrichtungen Heimat und Geborgenheit schenken und uns darum bemühen, dass durch unsere Arbeit für sie die Frohbotschaft Jesu konkret erfahrbar wird.
Mit diesem Ziel steht das Dominikus-Ringeisen-Werk in der Tradition seines Gründers, des katholischen Priesters Dominikus Ringeisen, der den Auftrag seines Werkes mit den Worten Jesu Christi ausdrückte: »Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!« Das Wort aus der Gründerzeit gilt für uns auch heute: »Macht sie gut und glücklich.«
Ringeisen hatte 1884 die existentielle Not von Menschen mit Behinderungen in der damaligen Zeit aufgegriffen und in Ursberg einen Ort geschaffen, an dem Menschen mit Behinderungen eine Heimat finden konnten. 1897 gründete er die Ordensgemeinschaft der St. Josefskongregation Ursberg, die nach seinem Tod im Jahr 1904 das Werk in seinem Sinn als Caritaseinrichtung innerhalb der katholischen Kirche weiterführte. So entstand ein großes, in Bayern wohl einmaliges Dorf, das von Menschen mit Behinderungen, Ordensschwestern und auch von Mitarbeitern bewohnt wird. Es hat sich mehr und mehr nach außen geöffnet und ist für seine Bewohner zugleich zum heimatlichen Lebensraum wie zu einer Stätte der Begegnung geworden. Das selbe gilt für die von Dominikus Ringeisen und der St. Josefskongregation gegründeten Niederlassungen.
1996 hat die St. Josefskongregation das Dominikus-Ringeisen-Werk als Kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts juristisch verselbständigt.
Eine Zusammenfassung dessen, worauf es in der Arbeit des Dominikus-Ringeisen-Werkes am meisten ankommt, gibt ein Wort des Gründers:
»Wenn die Natur und der menschliche Kleinmut auch zurückschrecken vor den Schwierigkeiten, dann strecke nur Deine Hand aus nach der Hand des Allmächtigen und Du wirst Wunderbares vermögen.«
Dieses Leitbild des Dominikus-Ringeisen-Werkes wurde vom Stiftungsrat am 21.1.2000 in Kraft gesetzt.
Sr. M. Gunda Gruber CSJ
Stiftungsratsvorsitzende
Generaloberin
Msgr. Johann Wagner
Geistlicher Direktor
Vorstandsvorsitzender
Zurück zum Seitenanfang
|