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tootsie schrieb am 19.5. 2010 um 00:16:58 Uhr über

Posthornschnecke

Och ja, ich habe nun zwei Posthornschnecken. Nachdem ich mein Aquarium überdüngt hatte, gediehen die Blaualgen. Geht es die Blaualgen gut, stirbt alles andere... Plötzlich hatte ich ein schneckenfreies Aquarium! Keine Panik - die Pfütze ist so klein, dass ich nicht im Traum darauf käme, Fische zu halten.

Nachdem meine Apfelschnecke an Altersschwäche gestorben war, tummelte sich darin nun gar kein Haustier mehr. Nur Massen kleiner Schnecken, die alle Algen verputzt haben. Schnecken sind das beste Mittel gegen Algen - ich weiß gar nicht, warum sich Aquarianer so über Schnecken aufregen!?

Je nun - nach dem ökologischen Supergau habe ich ein halbes Jahr verstreichen lassen und beobachtet, wie sich ein eutrophes Gewässer entwickelt. Schau einer an - alles voller Algen! Blubbert malerisch.

Ich habe also aus dem heimischen Gartenteich zwei Posthornschnecken entführt und in mein Becken gesetzt. Zunächst glaubte ich, sie hätten den Transport nicht überlebt, aber schon nach der ersten Nacht im veralgten Aquarium haben sie gelaicht. Heute habe ich das vierte Gelege entdeckt... Das dürfte etwa 120 neue Schnecken ergeben. Je nun - die meisten kann ich guten Gewissens auswildern.

Meine beiden Schnecken sind wahre Fressmaschinen. Ich kann zugucken, wie sich dicke Matten aus Grünalgen in braune Schneckenkacke verwandeln. Und langsam sind die auch nicht! Die rasen regelrecht durch meine Zimmerpfütze... Wenn die so weiter machen, muss ich nächste Woche Salat zufüttern.

Eigentlich gehören sie ja zu den Lungenschnecken. Auf die Lunge verzichten sie aber gerne, weil sie eine Art Kieme besitzen und problemlos unter Wasser Sauersoff aufnehmen können. Man sieht diesen riesigen Hautlappen recht gut. Er guckt immer aus dem Gehäuse raus und schlabbert in der Filterströmung. Übrigens haben Posthornschnecken Hämoglobin - wer hätte das gedacht? Die meisten Wasserschnecken nutzen zum Gasaustausch andere Pigmente.

Auf jeden Fall sind die beiden extrem beruhigend. Ich bleibe aller Nase lang vorm Becken hängen und gucke, wie sie seelenruhig und systematisch Algen auflutschen. Das Organ, mit dem die das tun, heißt übrigens Radula. Der Anblich fressender Schnecken hat etwas Hypnotisches. Mampf, mampf, mampf... Der Mensch sollte öfters daran denken, dass nur zwei Dinge wichtig sind: Fressen und Ficken. Von den Schnecken lernen heißt leben lernen.


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