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Die Leiche schrieb am 3.11. 2009 um 19:01:42 Uhr über

Pornoästhetik

Das Pornographie eine ästhetische Komponente haben kann, ist mir erst vor kurzem überhaupt aufgefallen - ich meine damit konkret die Ästhetik des Pornofilms, die vielleicht einen hervorragenden Titel für eine kulturwissenschaftliche Diplom- oder gar Doktorarbeit abgeben würde - und dem Jungwissenschaftler ein hervorragendes Alibi für Porno-Genuß ohne Ende, weil - »Es ist ja nur der Wissenschaft wegen.« (Spörl: Wenn wir alle Engel wären)

Im Pornokino erwischt man manchmal eben auch Tage oder Abende, wo vor der Leinwand öde Leere herrscht. Das ist mir so unangenehm garnicht, weil ich mich dann sehr ungeniert durch die Räume bewegen kann, mich auch mal auf den gü ... gym ... na diesen Stuhl draufsetzen kann - was ich in Gegenwart anderer Leute ja nie tun würde. Anyway: man bekommt dann aber nolens-volens mit, was auf der Leinwand so abläuft.

In ästhetischer Hinsicht zumindest muß man sagen: das meiste gibt nicht sehr viel her. Gleichwohl: da tauchen doch immer wieder Ausnahmen auf. Damit meine ich normalerweise nicht die etwas unbeholfenen Versuche meist romanischer Drehbuchautoren, so eine Art von Handlung in das ganze hineinzupropfen, am Ende auch noch historisierend. Aber auch da gibt es wiederrum Ausnahmen in der Ausnahme: so gab es unlängst eine natürlich sehr verkürzte Variante von »Madame Bovary« zu sehen, die einem wilde Assoziationen zu Truffauts Antoine Doinel durch den Kopf jagdte. Da gab es aber auch eine Art Fallgeschichte, eine Stewardess, die vom Taxifahrer in irgendeiner verbronxten (mcnep! Neues Stichwort ! »Verbronxung«!) Großstadt von einer kruden sexuellen Aventüre in die nächste torkelt (unter zunehmender Abnahme ihrer Bekleidung). Der Plot ist nicht sehr originell - aber die Realisation in einer theatralischen, balletthaften Inszenierung und entsprechenden perfekten Bühnenbildern ist Atemberaubend. Man denkt hier an Greenaway (Der Koch, der Dieb usw.) oder an Bessons Nikita. Und geil ist der Streifen noch obendrein. Wer will, kann sich sogar bis zum seeligen Pasolini (Canterbury Tales etc.) zurückträumen in dieser cineastischen Nische.


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