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Wiki schrieb am 16.9. 2015 um 16:45:42 Uhr über

Poona

Pune (Marathi: पुणे, Puṇe, ehemals Punavadi पुनवडी, früher anglisierend Poona(h)) ist eine Stadt im indischen Bundesstaat Maharashtra. Mit 3,1 Millionen Einwohnern in der eigentlichen Stadt und 5 Millionen in der Agglomeration (Volkszählung 2011) ist sie Industriezentrum (Automobile, Leichtindustrie, Softwareentwicklung und Maschinenbau) sowie kultureller Mittelpunkt der Region mit Universität, Theater, Kinos und Museen. Pune gilt als neuntgrößte Stadt Indiens; nach Mumbai ist sie die zweitgrößte Stadt in Maharashtra.

Pune ist Hauptstadt des Distrikts Pune. Die Stadt bezeichnet sich selbst auch alsOxford of the East“.[3]

Inhaltsverzeichnis

1 Lage
2 Toponomie
3 Geschichte
4 Religion
5 Sehenswürdigkeiten
6 Kultur
7 Bildung, Wissenschaft und Forschung
8 Wirtschaft
9 Verkehr
10 Städtepartnerschaft
11 Söhne und Töchter der Stadt
12 Klimatabelle
13 Siehe auch
14 Weblinks
15 Einzelnachweise

Lage

Pune liegt am Fluss Mula in einer Entfernung von etwa 150 Kilometern (Fahrtstrecke) südöstlich von Mumbai in einer Höhe von etwa 560 Metern ü. d. M. auf dem Dekkan-Plateau. Aurangabad, eine weitere Millionenstadt und ein wichtiges Industriezentrum liegt knapp 240 Kilometer nordöstlich.
Toponomie

Wie aus zwei aufgefundenen Kupferplatten mit Inschriften hervorgeht, existierte bereits im 9./10. Jahrhundert eine Siedlung mit Namen Punyanagari; der Name wurde später zu Punak, im 13. Jahrhundert Kasbe Pune oder Punavadi. Die Briten machten daraus Poona, was bis zum Jahr 1976 gültig blieb.
Geschichte

Die ersten bekannten Herren der an einem strategisch günstigen Platz an der Handelsstraße zwischen dem Dekkan und dem Arabischen Meer gelegenen Ansiedlung waren die Rashtrakutas (9. Jahrhundert); danach gehörte sie bis 1327 zum Reich der Yadava, die in Devagiri, dem späteren Daulatabad residierten, das von der Tughluq-Dynastie des Sultanats von Delhi im Jahre 1327 endgültig erobert wurde. Doch auch das Sultanat von Delhi war zu weit entfernt, als dass es den Dekkan hätte kontrollieren und beherrschen können und so blieb Pune weitgehend eigenständig, bis das Mogulreich bzw. das konkurrierende Sultanat von Ahmednagar die Kontrolle übernahm.

Unter den Marathen des 17. Jahrhunderts wurde Pune zur Hauptstadt und zum militärischen Hauptquartier eines selbständigen Staates, der sich jedoch stetigen Angriffen der in Bijapur residierenden Adil Shahi-Dynastie ausgesetzt sah, die sich jedoch im Jahre 1686 den Truppen des Mogulreiches unter Aurangzeb beugen musste, dessen Truppen bereits in den Jahren 1660 und 1670 Pune wiederholt besetzt hatten. Nach dem Tod Aurangzebs (1707) waren die Marathen weitgehend die unangefochtenen Herrscher über den Dekkan. Im Jahre 1720 wurde Baji Rao I. zum Premierminister (Peshwa) des Marathenstaatswesens ernannt; dieser machte sich in Pune weitgehend unabhängig und seine Nachfolger herrschten über die sich stark entwickelnde Stadt und weite Teile des Umlandes bis zur Ankunft der Briten.

Pune war Schauplatz des Dritten Anglo-Marathen Krieges (1817). Im Jahre 1820 wählten die Briten Pune zu ihrem präsidialen Zweitsitz neben Bombay (heute Mumbai), um der Sommerhitze und dem Monsun zu entfliehen. Ihre Garnison im Nordwesten der Stadt wird immer noch von den indischen Streitkräften genutzt, und eine Reihe von Kolonialgebäuden wie die Stadthalle und das Dekkan College sind erhalten geblieben.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Poona eins der Zentren für Indiens Kampf um die Unabhängigkeit sowie für soziale Reformen. Die wichtigsten Persönlichkeiten dieser Zeit waren Mahatma Jyotirao Phule, Gopal Krishna Gokhale, Bal Gangadhar Tilak und die Frauenrechtlerin Tarabai Shinde. Sie forderten die Abschaffung des Kastenwesens, gleiche Rechte für Frauen, ein friedliches Zusammenleben von Moslems und Hindus, bessere Schulen für die Armen und die vollständige Unabhängigkeit des Landes. Auch Mahatma Gandhi hielt sich mehrfach in Poona auf, wo er zeitweise unter Hausarrest stand, ansonsten aber auch von 1942 bis 1944 im Palast des Aga Khan lebte.

Seit der britischen Kolonialzeit hat sich Pune als wichtige Industriestadt und Zentrum für höhere Bildung entwickelt. Außerdem ist Pune Sitz des Southern Headquarters der indischen Armee. Pune ist daneben Sitz einer 1960 gegründeten und seit 1974 autonomen Filmhochschule Film and Television Institute of India. Im Jahre 1961 zerstörte eine Flutwelle, ausgelöst durch den Bruch der Talsperren Panshet und Khadakwasla, große Teile der Altstadt von Pune, wobei 1.000 bis 2.000 Menschen ums Leben kamen.

Durch einen nie aufgeklärten Bombenanschlag auf das Restaurant German Bakery im Villenviertel Koregaon Park am 13. Februar 2010 starben 17 Personen und 45 wurden zum Teil schwer verletzt.[4][5][6][7][8]
Religion

In einer Millionenstadt wie Pune sind sämtliche Religionen Indiens vertreten, wobei der Großteil der Einwohner (71 %) Hindus sind. Moslems machen etwa 12 % aus; überraschend groß ist der Anteil der Buddhisten mit 10 %. 4,5 % sind Jainas und etwa 2 % gehören christlichen Kirchen an. Im Jahre 1886 wurde das Bistum Poona gegründet, das bis heute besteht. Alle Glaubensgemeinschaften haben ihre Tempel, Moscheen, Kirchen, Synagogen und Gurdwaras.

Bekannt wurde Poona wegen des Religionsführers und spirituellen Lehrers Osho (früher Bhagwan Shree Rajneesh), der im Jahre 1974 seinen Ashram von Bombay hierher verlegte undnach einem Zwischenspiel in Oregon (USA) – am 19. Januar 1990 auch hier verstarb.
Pataleshwara-Tempel
Aga Khan Palace
Straßenszene in Pune
Sehenswürdigkeiten

Der alte Teil der Stadt, Pesha, im Westen zwischen dem befestigten Shaniwarwada Palast und dem Raja Dinkar Kelkar Museum, ist der bei weitem sehenswertere Teil der Stadt. Alte palastartige Stadthäuser aus Holz (wadas) sind in diesen engen, belebten Straßen erhalten geblieben, und der runde viktorianische „Mahatma Phule Market“ ist ein lebendiges Zentrum.

Interessant ist der westlich der Stadt gelegene Pataleshvara-Höhlentempel – er wurde auf die gleiche Art aus dem Fels geschlagen wie die weitaus kunstvolleren Beispiele anderswo in Maharashtra (Ellora, Karli, Bhaja, Bedsa u. a.); er stammt aus der Rashtrakuta-Periode (8. bis 9. Jahrhundert). Der Tempel ist Shiva geweiht; ungewöhnlich ist ein kreisrunder Nandi-Tempel innerhalb eines rechteckig ummantelten Hofes.

Der Aga Khan Palace, wo im Jahre 1942 Mahatma Gandhi, seine in Pune gestorbene Frau Kasturba und andere Schlüsselfiguren der indischen Unabhängigkeitsbewegung interniert waren, wird heute teilweise als Museum genutzt.

Die Haupteinkaufszone und die größte Konzentration von Restaurants und Hotels befinden sich in den Straßen südlich vom Bahnhof, besonders in der Connaught-Road und weiter südlich in der Mahatma-Gandhi-Road.
Kultur

In Pune finden sich seit 1960 das Film and Television Institute of India sowie das National Film Archive of India. Das jeweils im Januar stattfindende »Pune International Film Festival (PIFF)« ist das bedeutendste Filmfestival in Maharashtra und gehört mit den Filmfestivals in Goa, Kolkata, Trivandrum, Chennai und Delhi zu den wichtigsten in Indien. Pune hat ein lebhaftes Theaterleben. In der Sudarshan-Hall des Maharashtra-Cultural-Centre gibt es immer wieder experimentelle Aufführungen. Seit 25 Jahren gibt es eine enge Beziehung zwischen dem Berliner Grips-Theater und der Theaterszene in Pune. Das Raja Dinkar Kelkar Museum beherbergt eine beeindruckende, vor allem kunstgewerbliche Sammlung, eine der bedeutendsten in Maharashtra. Die Modernisierung des Museums wurde mit deutscher Unterstützung realisiert. Seit 2009 findet ein Jazzfestival statt, das vom Pune-Jazz-Club organisiert wird.

1894 initiierte Bal Gangadhar Tilak das Ganesh Chaturthi, ein jährlich im August oder September in Pune stattfindendes zehntägiges Fest zu Ehren der Gottheit Ganesha. Während der Feiertage findet auch das Pune Festival statt, das klassische indische Musik und Tanz, Film, Theater sowie traditionelle Sportarten präsentiert. Die Stadt ist außerdem Gastgeber des bekanntesten Festivals für indische Klassik, dem Sawai Gandharva Music Festival.

Seit 1937 ist die Stadt Heimat von B. K. S. Iyengar, einem der wichtigsten Vertreter des modernen Hatha Yoga, dessen 1975 gegründetes Ramamani Iyengar Memorial Yoga Institute von Yoga-Übenden aus aller Welt besucht wird.

Im Villenviertel Koregaon Park (Lage auf der Karte ▼) befindet sich seit 1974 dasOsho International Meditation Resort“, welches im Jahr 2009 mit rund 200.000 Besuchern das größte Therapie- und Meditationszentrum der Welt war.[9] Gegründet wurde das Meditationszentrum (Ashram) von Bhagwan Shree Rajneesh.

In der Nähe von Pune befindet sich mit dem Pfadfinderinnenzentrum Sangam eines der vier Weltzentren der World Association of Girl Guides and Girl Scouts. Ebenfalls in näherer Umgebung Punes, in den Malavali Hills, befindet sich die „Vedanta Academy“, gegründet durch einen der bekanntesten Vertreter dieser philosophischen Richtung, Swami Parthasarathy.
Bildung, Wissenschaft und Forschung

Die University of Pune gehört mit über 500.000 Studierenden zu den besten des Landes und hat mit ca. 14.000 Ausländern den größten Anteil internationaler Studierender. Hochschulneugründungen sind die FLAME University (Schwerpunkte: Geisteswissenschaften und Kunst) sowie Multiversity (gegr. von Dr. Bhatkar). Zahlreiche renommierte Colleges wie Fergusson College, SP College, Symbiosis, St.Vincents und Loyola. Auch Schulen wie die traditionsreiche Bishops-School. Partner Unis sind die Universität Göttingen sowie die FU Berlin. Die indische Germanistik (heute stärkster Zweig des universitären Ranade-Instituts für Fremdsprachen) nahm in Pune ihren Anfang. Im Stadtteil Bund Garden findet sich seit 1959 ein Goethe-Institut, das in Indien nach dem bedeutenden Sanskritforscher Max Mueller benannt ist. Auch eine Niederlassung der Alliance Française und eine British Council Library befinden sich in Pune.

Pune ist daneben Standort zahlreicher hervorragender wissenschaftlicher Einrichtungen, darunter dasNational Chemical Laboratory“ und das „Inter-University Centre for Astronomy and Astrophysics“.
Wirtschaft
Moderne Wirtschaftsgebäude in Pune

Pune ist eines der drei wichtigsten Zentren der Automobilindustrie Indiens und ein bedeutsamer Standort deutscher Investoren, darunter Volkswagen, Daimler (Mercedes-Benz India), MAN und viele Zulieferer wie Bosch, Dräxlmaier, LEONI, Knorr-Bremse und ZF Friedrichshafen. Pune ist Sitz der Firodia Group. Daneben ist Pune ein wichtiges Zentrum der IT-Industrie, des Agribusiness, der erneuerbaren Energien (unter anderem Hauptsitz der Windenergiefirma Suzlon Energy), sowie der Darmstädter Döhler GmbH.
Verkehr

Der Flughafen Pune liegt 10 Kilometer nordöstlich vom Zentrum von Pune. Der Bau eines neuen Flughafens ist geplant.[10] Pune ist über das Eisenbahnnetz mit allen indischen Großstädten verbunden. Es besteht eine autobahnähnliche Fernstraßenanbindung an das ca. 150 Kilometer entfernte Mumbai (Bombay). Der Bau einer U-Bahn, deren Fertigstellung für 2013 geplant war, ist derzeit nicht in Sicht.
Städtepartnerschaft

Die Stadt Pune unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:
Norwegen Tromsø (Norwegen), seit 1966
Vereinigte Staaten San José (Vereinigte Staaten), seit 1992

Zwischen der Hansestadt Bremen und Pune besteht seit den 1960er Jahren eine besondere, freundschaftliche Beziehung, die einen Ausdruck findet in einem von Henning Scherf eingeweihten Denkmal in Pune, durch das vom Bremer Senat unterstützte „Forum Städtesolidarität Bremen–Pune e.V.“, das Kontakte zwischen den Bürgern von Bremen und Pune fördert, durch das Büro der »Agenda 21«, die »Association of Friends of Germany (AFG)« sowie einer Hochschulkooperation zwischen dem Symbiosis College und Bremer Hochschulen. [11]

Außerdem besteht eine Partnerschaft zwischen dem katholischen Bistum Poona mit dem bayerischen Partnerbistum Eichstätt.
Söhne und Töchter der Stadt

Shivaji (1630–1680), Anführer der Marathen
Ardeshir Irani (1886–1969), Filmproduzent und Filmregisseur
Meher Baba (1894–1969), spiritueller Lehrer
Sulochana (1907–1983), Filmschauspielerin der Stummfilm- und frühen Tonfilmzeit
John Frost (19121993), britischer Generalmajor und Luftwaffenoffizier
P. L. Deshpande (1919–2000), Autor
Aravind Joshi (* 1929), Computer- und Kognitionswissenschaftler
Sharad Pawar (* 1940), Politiker
Smita Patil (19551986), Schauspielerin
T. V. Raman (* 1965), Informatiker und Pionier des barrierefreien Webs
Bindu De Stoppani (* 1976), Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin
Eesha Karavade (* 1987), Schachspielerin

Klimatabelle
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Pune
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. TemperaturC) 30,1 32,4 35,8 37,9 37,2 32,0 28,1 27,5 29,3 31,7 30,5 29,4 Ø 31,8
Min. TemperaturC) 11,6 12,7 16,3 20,1 22,4 22,8 22,0 21,3 20,6 18,8 14,7 11,8 Ø 17,9
Niederschlag (mm) 1,6 1,0 2,7 13,1 32,6 125,0 179,1 112,6 131,6 76,8 27,4 5,2 Σ 708,7
Sonnenstunden (h/d) 9,4 10,0 9,7 10,1 10,2 6,2 3,9 3,6 6,0 8,0 9,0 9,3 Ø 7,9
Regentage (d) 0,1 0,3 0,7 1,6 3,6 12 12,1 21,5 13,3 5,5 2,5 0,9 Σ 74,1
Luftfeuchtigkeit (%) 51 42 36 37 48 66 78 80 75 63 58 54 Ø 57,4
Quelle: India Meteorological Department
Siehe auch

Liste der Städte in Indien

Weblinks
Commons: Pune – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Offizielle Webseite des Government of India für Pune City und District (englisch)
Zukunftsstädte: Pune in Indien (Artikel im manager magazin v. 5/2005)
Henryk Broder im SPIEGEL über Pune

Einzelnachweise

Census of India 2011: Provisional Population Totals. Cities having population 1 lakh and above. (PDF; 154 kB)
Census of India 2011: Provisional Population Totals. Urban Agglomerations/Cities having population 1 lakh and above. (PDF; 141 kB)
Pune Municipal Corporation: Pune Municipal Corporation. Abgerufen am 21. April 2010 (englisch): „Pune, the Oxford of the East is a historical city in India with a glorious past, an innovative present and a promising future.“
Pune blast toll goes up to 17
Harmeet Singh: Eight killed in India restaurant blast. CNN, 13. Februar 2010, abgerufen am 14. Februar 2010.
Asseem Shaikh, Swati Shinde & Mihir Tanksale: Blast rips Pune's German Bakery; 9 dead, 45 wounded. The Times of India, 14. Februar 2010, abgerufen am 12. April 2010 (englisch).
Sakaal news service: पुण्यावर दहशतवादी हल्ला; नऊ ठार, ५७ जखमी. sSakal.com, 14. Februar 2010, abgerufen am 14. Februar 2010 (marathi).
Tote bei Terroranschlag auf »Deutsche Bäckerei«. In: Spiegel Online. 13. Februar 2010, abgerufen am 17. Februar 2010.
David Signer: Zu dir oder in mich? In: Die Weltwoche. Weltwoche Verlags AG, 29. März 2006, abgerufen am 17. Februar 2010 (deutsch, Ausgabe 13/06).
Pune Airport Plans
Forum Städtesolidarität Bremen-Pune e.V. Abgerufen am 17. Februar 2010.


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