Irgendwann merkt ein jeder, daß es nicht mit rechten Dingen zugeht, daß das, was uns die Schullehrer und sonstigen Oberlehrer erzählen, nicht stimmt. Oder zumindest nicht ganz. Irgendwas wird verschwiegen. Von Franz Josef Strauss ist das Wort über irgendeinen anderen Poltiker übermittelt, dem er vorwarf, er würde niemals die »Arkana der Macht« verstehen - das Geheimwissen.
Der Zufall hat mir Macciavelli in die Hände gespült - ich las von ihm im Band über die Renaissance von Will und Auriel Durants grandioser »Kulturgeschichte der Menschheit«, und besorgte mir den Fürst, zuerst als schmales Reklam-Bändchen, dann in der vornehmen Kröner-Ausgabe. Dazu dann noch die Discorsi. Ich war damals fünfzehn, sechzehn Jahre alt, und hatte das ehrliche Gefühl, das Tor zur Weisheit würde sich für mich öffnen. Ähnliches empfand ich übrigens bei der Lektüre von C.N. Parkinsons »Parkinsons Gesetz«.
Nur ein Beispiel: das »Aussitzen« von Problemen durch den seinerzeitigen, noch recht frischen Helmut Kohl, daß ihm alle vorwarfen - auf einmal verstand ich die darin liegende Weisheit.
Es ergab sich allerdings auch eine Frustration bezüglich unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung etc. und die Entscheidung zum Jurastudium, die meinen Geist weiter geprägt hat nach den Schulen der Kulturgeschichte, der Mathematik und der lateinischen Sprache.
Erst sehr spät, eigenlich schon zu meiner Assistentenzeit entdeckte ich dann Carl Schmitt und seine Hobbes-Interpretation. Anders als bei Macciavelli, Hobbes oder Parkinson ist das alles nicht knackig in ein einziges Buch, eine konzise Theorie zusammenzufassen.
Und schließlich: die Rhetorik, die uns lehrt, Kommunikation grundsätzlich als Manipulation zu verstehen. Sie wird nicht mehr akademisch gelehrt, ist verschwunden in obskuren Seminaren der Volkshochschulen und Unternehmensberater.
Das ist ein furchbares Desiderat der Bildung - denn lediglich die Grundkenntnis über die Manipulation von Menschen durch Menschen versetzt in die Lage, sie zu erkennen.
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