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Mein Taufpate im Jahre 1965 war Pole. Sein Name bestand aus einem schier endlosen Gewitter vor Konsonanten mit eingestreuten »y«. Wir nannten ihn »Onkel Anton«. Er lebte in Frankreich, war französischer Staatsbürger, sogar Staatsbeamter. Sein Bruder war ein Kriegsheld, einer der ersten Weggenossen De Gaulles in England, 1940 undsoweiter. Ich habe ihn noch kennengelernt. Damals war schon ein Pole als Johannes Paul II. Papst gewesen - der Papst des 20. Jahrhunderts überhaupt, der auch mein Leben »begleitet« hat.
Heute lebe ich in Leipzig, auf dem Schlachtfeld der Völkerschlacht von 1813 und fahre wenigstens jeden 2. Tag auf dem Weg zum Cospudener See am »Torhaus Dölitz« vorbei. Dort ist eine Gedenktafel an den Fürsten Poniatowski, der auch Pole war und auf Bonapartes Seite kämpfte. Am 1. Schlachttag - dem 16. Oktober - bemühten sich die Allierten, von Bonaparte im Zentrum hart bedrängt, aber in guter Ordnung zurückweichend, Bonaparte auf dessen rechtem Flügel zu umgehen. Die härtesten Kämpfe fanden eben beim Torhaus Dölitz und drum herum statt, wo Poniatowski 1/2 Dutzend Angriffe der Österreicher zurückweisen konnte. Er wurde dafür noch auf dem Schlachtfeld zum Marschall von Frankreich ernannt. Dieser Würde erfreute er sich nur für 3 Tage. Auf dem Rückzug durch Leipzig ertrank er in der Pleise. Seine Leiche wurde erst Wochen später gefunden, er war nur noch durch seine prachtvolle Kleidung zu identifizieren gewesen. Es gibt viele Denkmähler für ihn in Leipzig - man mochte diesen ritterlichen Polen.
Letztes Jahr war ich zum ersten Mal in Polen, nur für etwa eine halbe Stunde in Görlitz, auf der anderen Seite des Flusses. Es war unheimlich. Alle Geschäfte vergittert - Festungen. Ich war froh, dort wieder weg zu kommen.
Polen - so nah und doch so fremd.
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