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wuming schrieb am 10.3. 2003 um 03:34:12 Uhr über

Pogrom

unerträgliche Ausländerschwemme sei über sie gekommen, hoffen. Sie wähnen sich in der Rolle des konsequenten Erfüllungsgehilfen eines allgemeinen Willens. Krasser als durch die Verfolgung jener, die der Staat zur Verfolgung freigegeben hat, kann der Gegensatz zum sozialen Protest kaum ausgedruckt werden. Außerdem ist die Vorstellung furchterregend: Wenn der Apothekersohn zur faschistischen Tat schreitet. darf ich ihn auch als Schweinehund begreifen: wenn aber ein Proletarier eine türkische Familie verbrennt, dann ist er wegen seiner IGassenzugehörigkeit bei der ambivalenten Selbstfindung oder gar beim protestieren.
Der falsche Wunsch, mit den Massen zu schwimmen, verbindet sich mit der falschen Sympathie für Zukurzgekommene. Das hat eine lange Tradition. Schon 1923 erklärte die KPD: Wir sind überzeugt, daß in den nationalistischen Volksmassen die große Mehrheit aus ehrlich fehlenden und überzeugten Menschen besteht, die irregeftihrt sind.' Wer aus nationalistischer Überzeugung für @iser, Volk und Vaterland" in den Krieg zieht und später Hitler zujubelt, mag irregeführt und von seinem Irrsinn überzeugt sein. Wenn er dabei ehrlich fühlt, wird die Sache nur noch schlimmer. Die sozial-ökonomische Bestimmung des revolutionären Subjekts muß spätestens mit dem Hurra' und dem ,Heil Hitler' der Massen kritisch reflektiert werden. Zwar werden die Hauptprofiteure nicht die Verhältnisse beseitigen wollen, durch die sie reich werden. Der proletarische Faschist, der den Bluthund spielt, wird jedoch durch die verschiedene l(lassenlage nicht weniger gefährlich. Das Böse in Menschen ist ein zentrales Argument gegen die Verhältnisse, durch die sie so geworden sind; das macht aber Kampfhunde nicht bündnisfähig.
im Unterschied zu den bisherigen Linken muß die PDS nicht mit der Tragik leben, daß alle Avancen an die Massen ihr trotzdem keine bringen. Sie hat welche an der Hand, mit denen sie entweder eins ist oder die sie zu pflegen hat. Ihre Ost-Bürger sind daher immer und ausschließlich soziale Opfer. Da mag eine ganze Dorfgemeinschaft, vom Bürgermeister über den Bauunternehmer bis zum Arbeitslosen, sich gegen Juden in der
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Nachbarschaft zur Wehr setzen, da mögen Ostdeutsche, ob Bankangestellte oder bepisste Hosen, trunken vor Freude einem Pogrom beiwohnen, dem PDS-Politiker scheinen solche Phänomene nur Ausdruck einer zu geringen investitionsneigung westdeutscher Unternehmer zu sein. Wem das Wasser bis zum Hals steht, der greift zum Baseballschläger', variierte ein PDS-Abgeordneter im Schweriner Landtag das Thema sozialer Protest'. Mal fehlt der Ausbildungsplatz, mal das jugendzentrum. Die platte Anwendung der Formel, das Sein (kein Arbeitsplatz) schaffe das Bewußtsein (andere totschlagen), gerät zum Schutzparagraphen für deutsche Täter und zur Verachtung der Opfer. Sie begründet die Barbarei als zeitgemäße Epoche. Wie will man noch erklären, warum Leute mit einem geregelten Einkommen ebenso vom rassistischen Wahn befallen sind, oder warum nicht alle Arbeitslosen aus ihrer Lebenssituation den Schluß ziehen, anderen die Köpfe einzuschlagen? Rassismus hat nichts mit schlechter sozialer Stellung zu tun; er ist ein Projektionsgefäß für alle und negiert daher die soziale Frage.
Das PDS-nahe Neue Deutschland diskutierte kürzlich in zwei Ausgaben die doppelte Staatsangehörigkeit. Die Titel Muß ein Linker für den Doppelpaß sein?' und Nicht alles als Stammtisch abtun' ließen schon nichts Gutes ahnen. Selbstverständlich muß ein Linker für den Doppelpaß sein und sofern er dagegen ist, sitzt er am Stammtisch richtig. In einem Beitrag wurde dafür plädiert, Deutschland dürfe die schlechten Erfahrungen in Frankreich, in den USA und in anderen Ländern mit hohem Ausländeranteil' nicht wiederholen. Wir lassen uns leicht dazu verleiten, bewegt durch ein öffentlichkeitswirksames Auftreten einiger weniger farbiger Akademiker, Bankiers oder Generale, anzunehmen, die Integration habe funktioniert. Fakt ist aber: In den Armen-Ghettos gab es und gibt es keine Integration.' Vielmehr sei das Toleranzvermögen einer @ölkerungsgruppe der hier beheimateten Mehrheit - absolut überfordert ... mit der Hinnahme bestimmter Verhaltensweisen'.
Der Zwang zur Integration wiederholt das nationalistische Glau-
bensbekenntnis: Man spricht und benimmt sich deutsch in

Deutschland. Daß die @usländer- in den Armenghettos genau-

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