1980 war ich das erste und einzige Mal in Pisa und erklomm natürlich pflichtbewußt den schiefen Turm. Ich bin eh nicht der Schwindelfreieste, und nachdem ich auf die zweitoberste, umlaufende Aussichtsplattform hinausgetreten war und meinen Blick gerade auf den lichten Dunst der fernen Hügel richten wollte, fuhr mir der Schreck wie ein Boxhieb in den Magen, als ich nämlich erkannte, daß es kein Geländer gab, sondern vielmehr zwei Schritte vor mir der Abgrund gähnte. Als ich mit butterweichen Knien und bereits in einem akuten Anfall von Schwindel umkehren wollte, um wieder den Schutz des Treppenaufgangs zu suchen, quoll just in diesem Moment eine Gruppe japanischer Touristen auf die Plattform hinaus. Wie ein Bulle die Demonstranten mußte ich die Asiaten, die nichts kapierten, wieder in den Turm zurückdrängen. Die hätten mich sonst glatt über die Kante geschubst.
(Zur Beruhigung aller künftigen Italienreisenden: inzwischen soll der Turm, wie ich mir habe sagen lassen, mit sicheren Relings ausgestattet worden sein ...)
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