Eine Schwarzhaarige macht eine schöpferische Pose, bei der man in sie hineinsieht. Sie rotiert auf einer Art Töpferscheibe im Kreis herum. Doch wer bewegt das Rad? Zuerst schließt sie die Schenkel, man sieht nichts, doch das schwere Wasser der Vorfreude schießt in die Münder. Dann spreizt sie ihre Beine langsam und fährt an etlichen weiteren Fensterchen vorüber. Manchmal sieht trotz angestrebter Gerechtigkeit das eine Fenster mehr als das andere, weil diese Scheibe sich fortwährend bewegt. Nervös klicken die Sehschlitze. Wer wagt, gewinnt, wer noch einmal wagt, gewinnt vielleicht noch ein Mal.
Fleißig reibt und massiert die Masse ringsumher und wird ihrerseits die ganze Zeit schon von einem riesigen unsichtbaren Teigrühres sorgsam vermengt. Zehn kleine Pumpwerke sind unter Volldampf in Betrieb. Manche melken draußen schon heimlich vor, damit es weniger Geldes bedarf, bis es endlich herausschießt. Die jeweilige Dame leistet dabei Gesellschaft.
Zuckend und stoßend entledigen sich in den Nachbareinsiedeleien die Schwengel ihres kostbaren Frachtguts. Bald sind sie aufs neue gefüllt, und man muss wieder seine Sehnsucht stillen. Mit vierzig, fünfzig Schilling muss man manchmal rechnen, wenn man Ladehemmung hat. Vor allem, wenn man über dem Schauen das Arbeiten am eigenen Walzwerk vergisst. Deswegen treffen oft neue Frauen hier ein und machen eine Ablenkung. Der Tölpel glotzt nur und tut nichts.
Elfriede Jelinek: Die Klavierspielerin
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