schweigepflicht. manchmal denke ich, die iatrogenisiert. du irrst durch ein starres gebilde von regeln und richtlinien, sprachlos, wortlos und irgendwann dann auch ohne nachzudenken. ich denke, du kannst auch mit schweigen deine pflicht nachzudenken verletzen. interne arbeitsbesprechungen sind manchmal so intern, dass der kern, der an ihnen teil hat, schon kein kern mehr ist, sondern ne hohle nuß, morsch wie sein regelwerk. mit ner geheimsprache, nem eignen insulanerdialekt, den die eremiten bald selbst nur noch mit mühe an nichtinsulaner vermitteln können. kaspar hausierend. am extremsten erlebe ich diesen inseldialekt bei den softies unter den hardwarern. traust dich kaum noch zu fragen bei so viel kürzel-kauderwelsch. weil du ständig fragen müßtest, um nur einen bruchteil des vokabulars, geschweige denn den inhalt zu erfassen. aber zum glück gibts die softies noch und du bist noch nicht ganz der öden stille ausgeliefert, die ich hier und da bildzeitungsmäßig zu zerschreien versuche. ja, die bildzeitungssprache ist grad noch so zu hören. zwischen tür und angel. sachinformation kannst du emotional unterlegt mit high-speed transferieren. fiel mir zu nem feedback nach der vorlesung ein. ein einziger professor hat uns mal gefragt, wie wir seine vorlesung finden und was wir anders machen würden. da kamen ne menge antworten. unter anderem, dass formales wiederholen den input nicht effektiver macht, dass er frei nach freud auch bedside alle ebenen vermitteln soll. also nich bloß folie, sondern frischfleisch choram frischfleisch am tatort. und da gabs viele folien. manche hatten wir zehnmal pro woche von den unterschiedlichsten fachrichtungen mit minimalen abweichungen aufgelegt gekriegt. zum wegschlafen. wenn dann noch olle overhead vor sich hin summt und das licht ausgeht. praxisnah, wie meine psychoblabla-ratgeberfolianten. eine stunde chat wiegt die fast auf. schweigepflicht. ja, die gibts. wohl bei jeder Corporated Identity. klar isses nich prickelnd vor dritten zuzugeben, dass ich noch nicht alles weiß. aber was ich im patientenzimmer, also mit roten ohren erklärt kriege, merke ich mir um zehnerpotenzen besser und länger, als das was ich im hörsaal verdöse. und es soll tatsächlich patienten geben, die wegen diesem akzidentellen input extra an die uni kommen, ohne nen inflow-syndrom oder ne andre form der zerebralen hydrose zu entwickeln. wenn ich allerdings mit dem anspruch, alles und das vollständig zu wissen, das theater über den bühneneingang betrete, ist der tomaten-ganzkörper-checkup vorprogrammiert. kicher. jaja, die schweigepflicht.
|