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Peinliche, doch zum Glück unentdeckt gebliebene Blödigkeit meinerseits: Auf einer Vernissage letzten Monat erspähe ich einen Mann, etwa mein Alter, der sich mit den Inhaberinnen und der Künstlerin über seine große Verwandlung unterhält und ja, er sei es wirklich, nicht etwa ein Bruder. Perfekt fühle er sich und er sei endlich in seinem Körper angekommen. Von den Pillen sei ihm zwischendrin manchmal etwas komisch gewesen, aber alles in allem sechs Monate, da war es überstanden. Ich musterte ihn: Ziemlich groß und breitschultrig, leichtes Übergewicht, angenehmes Gesicht, sonderbar fusselige Koteletten: Ich konnte es wirklich kaum glauben, zumal Frau–zu–Mann–Operationen doch immer noch die Minderzahl aller Transgenderbehandlungen ausmacht und so perfekt, auch die zwar helle, aber völlig tenorale Stimme... Immer wieder schaute ich während der Veranstaltung positiv fasziniert auf diese bärtige Nichtfrau, die sich den Qualen schmerzhafter Behandlungen beim Penisbauer (Spiegel–Jargon) unterzogen hatte... Irgendwann kam auch G* und ich raunte ihm die Geschichte zu. Auch er war über die Vollkommenheit der Wandlung entzückt. Endlich im Verlauf des Abends, als der Raum leerer wurde, hatte ich dann auch einmal Gelegenheit, mit ihm zu reden. Und natürlich mußte ich einflechten, von seiner Verwandlung gehört zu haben und Respekt und all das, was er auch freundlich und dankbar anzunehmen schien. Es war ja nicht so, daß ich baggern hätte wollen, wenngleich er durchaus einer von den Netten war; aber irgendwie steht da dann doch gleich wieder das Bild von halbfrischen Operationsnarben vor Augen, wenngleich das vielleicht dem Fortschritt in der Medizin geschuldet inzwischen eher Ausnahme als Regel ist... Jedenfalls erfuhr ich eine halbe Stunde später von einer dritten Person, daß der geheimnisvolle Verwandlern nicht etwa sein Geschlecht, sondern seine Kleidergröße gewechselt hatte: Er hatte in einem halben Jahr 60 Kilo abgenommen.
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