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Karl schrieb am 19.5. 2001 um 14:17:24 Uhr über

PaternalistischesVerhalten

also fürsorglich-fremdbestimmendes, Verhalten kann je nach Handlungssituation moralisch geboten,
problematisch oder unzulässig sein. Das gilt auch für den Handlungsbereich der Psychiatrie, in dem
paternalistische Patientenversorgung geradezu an der Tagesordnung ist. Neben viel diskutierten
spektakulären Zwangsmaßnahmen (Unterbringung, Behandlung gegen den Patientenwillen, Fixierung
oder Suizidintervention) können hierunter auch sanftere Manipulationen fallen, wie sie etwa bei der
Vorgabe von Therapieoptionen oder -zielen, dem Strukturieren des Stationsalltags oder dem Ausüben
eines 'Rehabilitationsdruckes' zur Anwendung kommen mögen.Eine der Rechtfertigungen für
paternalistisches Verhalten ist die aus kognitiven Einbußen oder affektiven Störungen resultierende
»Inkompetenz« des Adressaten, die in der in Rede stehenden Situation echte Autonomie ohnehin nicht
zulassen würde. So unstrittig dieses Argument in seiner generellen Formulierung ist, so kontrovers sind
doch die konzeptuellen Details von Inkompetenz - etwa wenn es um deren Aufgabensensitivität, um
Risikorelativität, um die Bedeutung emotionaler Aspekte, um Ausprägungsgrade oder um das Verhältnis
von Inkompetenz zu Rationalität oder Authentizität geht. Diesbezüglich unterschiedliche Auffassungen
sind Ausdruck divergierender Vorstellungen dessen, was Autonomie ausmacht und moralisch
auszeichnet, und sie können zu stark divergierenden Beurteilungen konkreter Fälle führen



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