Yadgar schrieb, daß Bariloche »eher etwas für Exil-Nazis ist.«
Davon wußten wir nichts, als wir vor über 20 Jahren Bariloche in Patagonien (auch Feuerland genannt) besucht haben. Für uns war Bariloche zunächst einmal einfach eine schöne Stadt in einer traumhaften Lage, Seeblick und Bergkulisse inklusive. Durch den berühmt-berüchtigten Velbinger-Reiseführer wurden wir auf ein Hotel vor den Toren der Stadt aufmerksam, das uns gleich wegen seiner Lage - mitten im Wald -gefiel. Die morgendliche Fahrt nach Bariloche, auf einer schönen Straße durch den Wald, war immer ein Genuß - spätestens dann, wenn sich der Wald lichtete und den Blick auf den blau leuchtenden See und die hohen Berge freigab.
Mitten im Wald war unser Hotel? Noch viel mittiger im Wald, nämlich völlig im Wald versteckt und vom Wald umschlossen, war ein großes Holzhaus, in welchem Kaffee & Kuchen angeboten wurde - und zwar von einem deutschen Ehepaar, wie auf dem Flyer , der im Hotel auslag, zu lesen war. Wir, abenteuerlustig wie wir damals waren, ab durch den Wald und nichts wie hin.
Ein älteres deutsches Ehepaar hatte die verschiedenen leckeren Kuchen auf dem großen Tisch im Wohnzimmer neben dem Flügel aufgestellt und begrüßte uns freundlich. Auf der Terrasse hatten es sich schon einige dunkel gekleidete Herrschaften mit schwarzen Sonnenbrillen bequem gemacht. Langsam aber sicher erinnerten wir uns daran, daß wir schon von Nazis gehört hatten, die sich in Argentinien eine neue Existenz aufgebaut haben. Vom Alter her hätte der Mann schon in diese Zeit gepasst - und dann dieses versteckte Haus, mitten im Wald, allzu neugierigen Blicken entzogen...
Unbabhängig davon ist Bariloche einen Besuch wert, gilt es doch nicht umsonst als das St. Moritz von Argentinien.
Der leuchtend blaue See, die Berge, das Hotel und das merkwürdige Haus im Wald sind bei mir fest im Gedächtnis verankert.
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