Der Papst
Ich schließe die Tür zur Wohnung von meinem Bruder auf und stelle fest, dass Kim ein mordslanges Fax geschickt hat. Sicher dreißig Meter lang.
Darauf steht immer dasselbe, fast hundertmal.
Be not afraid.
Kim hat eine Schleife gefaxt.
Das hat er bei Gelegenheit schon erwähnt.
Er hat lange davon geträumt, das zu tun.
Wahrscheinlich ist das ganz leicht.
Man führt das Blatt ganz wie sonst in das Fax ein und wählt die Nummer des Empfängers, und während das Gerät sendet, klebt man schnell die Enden des Blatts mit Klebstreifen zusammen. Dann schickt das Gerät dieselbe Nachricht, bis man es anhält oder dem Empfänger das Papier ausgeht.
Mein ganzes Faxpapier ist aufgebraucht.
Die teure Rolle mit Thermopapier.
Alles ringelt sich am Boden. Trauriger Anblick.
Kim schreibt, er hätte den Satz auf dem Rücken eines Buches gefunden, das der Papst vor ein paar Jahren veröffentlicht hat. Der Vorgängermeteorologe auf der Insel muss es liegengelassen haben. Ein katholischer Meteorologe.
Be not afraid.
Ein guter Satz. Das muss man dem Papst lassen.
Aber doch nicht hundertmal.
Ich stecke den Anfang von Kims Fax in das Gerät und sende ihm den Satz des Papstes zurück.
Kim soll seine eigene Medizin zu schmecken kriegen.
Es dauert über eine Stunde, bis das Ganze durch ist.
In der Zwischenzeit lese ich weiter in Pauls Buch.
Siehe da, er bringt auch was über den Papst.
Paul schreibt, der Papst sei ganz begeistert von der Theorie mit dem Big Bang. Der Papst meint, er könne darin den Finger Gottes erkennen, und die Theorie sei durchaus kompatibel mit der Vorstellung von einer Schöpfung. Gott stand hinter dem Big Bang. Genial. Was muss sich der Papst gefreut haben, als er darauf gekommen ist.
Wird spannend, was er sagt, wenn sich alles wieder zusammenzieht. Vielleicht verschlägt es ihm die Sprache.
Ich reiße ein Stück von dem Fax ab und hänge mir den Satz übers Bett.
Könnte schön sein, ihn beim Aufwachen zu lesen.
Katholik oder nicht.
Morgen werde ich einen Volvo kaufen.
Erlend Loe, »Die Tage müssen anders werden. Die Nächte auch.«
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