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Öresund M.D. schrieb am 21.10. 2001 um 22:26:02 Uhr über

Panikattacken

Bedrängend ist die Vorstellung, dass Millionen Menschen unter Panikattacken leiden, zumal,
wenn man weiß, welche Belastungen und Einschränkungen für den Einzelnen damit verbunden
sind.

Der Beginn eines solchen Leidenswegs ist immer recht ähnlich. In einer ganz gewöhnlichen
Alltagssituation – meist außerhalb des Hauses, z.B. beim Einkaufen, an der Arbeitsstätte, in der
Straßenbahnist eine sich schnell steigernde Unruhe zu spüren, die einhergeht mit körperlichen
Veränderungen wie Herzklopfen, Schwitzen, Zittern und/oder Schwindelgefühlen. Dies geht
einher mit Gedanken, einen Herzanfall zu bekommen, gleich umzukippen, ohne jede Hilfe zu sein,
zu sterben.

Die Verunsicherung durch das körperliche Geschehen ist auch im nachhinein besonders groß
dadurch, dass der Betroffene keinen Zusammenhang zu einem äußeren Ereignis erkennen kann.
Wenn er z.B. gerade durch Unachtsamkeit fast überfahren worden wäre, gäbe es eine Erklärung
für die körperliche Reaktion, aber so...

Die daraufhin angestrengten ärztlichen Untersuchungen bleiben fast immer ohne körperlichen
Befund. Erfreulich könnte man meinen, ist man normalerweise doch froh, körperlich gesund zu
sein. Nicht in diesem Zusammenhang. Die Feststellungen eines körperlichen Befundes würde dem
Betroffenen zumindest eine Erklärung für das bieten, was er erlebt hat und ihm damit auch eine
Richtung für das weitere medizinische Vorgehen aufzeigen. Nicht zu wissen, wie die Symptome zu
erklären sind (und das oft nach Konsultation mehrerer Ärzte), sie andererseits aber so deutlich
erlebt zu haben, macht aus der Ungewissheit eine massive Bedrohung. Die Folge ist ein ganz
genaues Achten, sich beobachten, ob und wanneswohl wieder auftritt.

Und damit ist ein entscheidender und fataler Schritt getan hin zum Erleben genau der befürchteten
Situation, dem Erleben der beeinträchtigenden körperlichen Empfindungen, Gefühle und
Gedanken. Indem man bestimmte körperliche Empfindungen erwartet bzw. auf sie achtet, auch
wenn sie erst nicht so deutlich sind, erlebt man sie intensiver.

Wenn Sie, lieber Leser, diese Zeilen lesen, dann haben sie vermutlich nicht auf den Druck der
Unterlage geachtet, auf der sie sitzenaber Sie können ihn jetzt spüren, deutlicher als zuvor,
allein durch die Tatsache, dass Sie angeregt durch meinen Hinweis Ihre Aufmerksamkeit auf diese
Wahrnehmung gelenkt haben.

Würden Sie nun z.B. denken, dass dieses Spüren der Unterlage ein Zeichen für eine schwere
Krankheit ist, wäre die Folge sicherlich, öfter darauf zu achten, ob Sie es wieder spürenund es
genau dadurch auch wieder deutlicher empfinden.

Erlebt der Panik-Klient z.B. kleine Veränderungen des Kreislaufs (Herzklopfen, erhöhter, bzw.
erniedrigter Blutdruck), dann nimmt er es überdeutlich wahr. Bedingt durch die
Aufmerksamkeitshaltung und die Befürchtung („jetzt geht es wieder los“) verstärkt sich das
körperliche Geschehen, was wiederum zu noch katastrophaleren Gedanken führt („ich sterbe
gleich, keiner hilft miro.ä.) – und das steigert nochmals die körperlichen Symptome.

Im Grunde sind es ganz natürliche Mechanismen, die zu diesem unseligen Teufelskreis führen.
Körperlich ist der Mensch immer noch ein Steinzeitmensch, der darauf programmiert ist,
bedrohlichen Situationen mit Flucht oder Kampf zu begegnen. Der Körper wird dabei zu
größtmöglicher Leistungsbereitschaft getrieben... Dazu gehören beispielsweise die Aktivierung
des Kreislaufs und die vorbeugende Kühlung durch Schwitzengenau das, was in der
Paniksituation so bedrohlich erlebt und durch entsprechendeKatastrophen-Gedanken
gesteigert wird!

Eine weitere massive Einschränkung der Lebensqualität entsteht dadurch, dass der Betroffene
beginnt, Situationen (z.B. Straßenbahn, Supermarkt, Auto) zu meiden, in denen er solche
Panikattacken erlebt hat bzw. befürchtet. Das weitet sich immer mehr aus und kann soweit gehen,
dass die Person schließlich überhaupt nicht mehr die Wohnung verlässt oder aber nur in
Begleitung anderer.

Der beschriebene Teufelskreis, der zu dem Erleben solch massiver Körperreaktionen und
Katastrophen-Gedanken (bis hin zur Todesfurcht) führt stellt nur einen Teilausschnitt dessen dar,
was bei manchen Menschen dieses Panik-Geschehen hervorrufen kann.

Häufig ist bei solchen Personen festzustellen, dass ihnen in der Kindheit ein Bild der Welt
vermittelt wurde, das vor allem gekennzeichnet ist durch Bedrohung, Angst und Obachtgeben. In
Hinweisen der Eltern wurde vorrangig darauf verwiesen, dass alles gefährlich ist und worauf man
alles achten muß; somit eine ArtGrund-Angsthaltung“ erzeugt wurde.

Panikattacken treten nahezu immer in Lebensphasen auf, in denen bisherige Lebensweisen
abgelöst wurden durch neue Formen, die weitaus weniger den Bedürfnissen der entsprechenden
Person gerecht werden (z.B. eine Frau mit früher vielen sozialen Kontakten und einem
erlebnisreichen Leben, die sich nach der Hochzeit als Hausfrau zurückzieht in das isolierte Leben
einer Einfamilienhaussiedlung).

Das auf sich selbst zurückgeworfene Dasein ist generell eine bedeutsame Rahmenbedingung, die
das Panikgeschehen fördert. Wie bei dem oben dargestellten körperlichen Geschehen ist die
Aufmerksamkeit der Panik-Klienten zunehmend mehr auf die eigene Person zentriert, so daß
immer umfassender das verloren geht, was notwendig ist, um einem Menschen Halt und Stabilität
zu gebendas Eingebundensein in Bezügen zu anderen Menschen, zu sinnvollen interessanten
Aufgaben, zu einem insgesamt lebendigem Leben. Wobei hier von vorrangiger Bedeutung ist, daß
diejenige Person das so wahrnimmt und erlebt.

Hier liegt ein wesentlicher Ansatzpunkt von Psychotherapie: Den Klienten zu unterstützen, seine
Aufmerksamkeit weg von der eigenen Person auf äußere Ereignisse zu lenken, sei es, dass z.B.
alte Hobbys wieder interessant werden können, neue als interessant bzw. sinnvoll erlebte
Aufgabenstellungen gefunden und/oder Kontakte zu anderen Menschen geknüpft werden und
damit generell wieder einen Halt in seinem Leben aufzubauen.

Des weiteren ist es therapeutisch sinnvoll, die oben dargestellte entstandene überdauernde
Anspannung therapeutisch anzugehen.Erfahrungsgemäß bieten hypnotisch erzeugte Entspannung
und das Vermitteln von Selbsthypnose gute Möglichkeiten einer grundlegenden
Spannungsreduktion.

In der Trance-Arbeit wird darüber hinaus der Zugang des Klienten zu für ihn bedeutsamen
Erlebnisinhalten ermöglicht und hierdurch inzwischenverschüttetebzw. neue Fähigkeiten und
Lebensbereiche entdeckt/entwickelt, die mit dazu beitragen, wieder ein lebendiges Leben zu
führen, sodaß u.a. die Aufmerksamkeit wieder von innen nach außen gelenkt wird und der oben
beschriebene Teufelskreis durchbrochen wird.



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