Folsom Street Parade in Berlin Charlottenburg/Wilmersdorf, Fuggerstraße. Ein Pandämonium fehlgeleiteter Geschlechtlichkeit. Öffentliche Auspeitschungen, gesäßfreie Hosen und Rudel von Latexpolizisten, die als Leibstandarte Heinrich Himmler durchgegangen wären. Beim Bierfassen im Mario's kommt neben mir ein Herr mit einer Art Reziprokmaulkorb zu stehen, einer Lederkonstruktion, die so ziemlich das gesamte Gesicht mit Ausnahme des Mundes verdeckt, in eine tubenwurst–artige Knautschlackkreation gekleidet, ein Bierglas in den Händen, die durch ein weißes Seil zusammengebunden sind, und bittet den Barkeeper, ihm das Glas erneut zu füllen. Worauf der Mundschenk, trotz seiner martialischen Gewandung von eher effeminierter Ausstrahlung, ans Lokal oder doch zumindest die umstehenden Gäste gerichtet, in vorwurfsvollem Tone an den offenbar als Übungssklaven erkennbaren Fant gerichtet brällte: »Was ist das denn?! Du kannst ja noch winken!« (Einmal mehr gemerkt, dass die postkoitale Wahrnehmung solcher Situationen stark von der präkoitalen geschieden ist.)
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