»Jeden Monat die gleiche Scheiße«, murrte Britta, und presste im Dunkel der Schwitzhütte einen blutigen Klumpen aus ihrem Unterleib. Sie meinte weniger die Krämpfe, als vielmehr das Gefasel ihrer Freundin. Im Augenblick hackten kleine, heiße Lanzen aus Schmerz auf das endometriotische Gewebe in ihrem Bauch ein, und sie folgte den ausufernden Selbstanalysen ihrer Leidensgenossin nur halbherzig.
Sabine überging ihren Einwurf, als hätte sie ihn gar nicht gehört. Statt dessen schob sie ihr blutendes Becken in eine bequemere Position und fuhr fort, von ihrer Therapie zu quasseln.
»Ich muss eben lernen, mich selbst anzunehmen. Und ich muss lernen, auf mich und meine Bedürfnisse zu achten. Ist aber gar nicht so einfach, das alles, weil ich meine Bedürfnisse nicht kenne. Manchmal horche ich in mich hinein und kann mit der Meldung aus meinem Inneren nichts anfangen. Die Therapeutin meinte, das sei normal am Anfang.«
Heiße Steine strahlten mütterliche Wärme aus, und beide Frauen waren inzwischen mit einem salzigen Film aus Schweiß überzogen. Der Rauch duftender Kräuter überdeckte den Geruch der Menstruation und trug ihn zu dem kleinen Loch im Dach der Schwitzhütte hinaus. Am Boden des Tipis konnte man einen kleinen Kreis aus blauem Himmel sehen, und aus dem Garten des Selbsthilfezentrums für PMS wehten gedämpft die Geräusche anderer Frauen herüber.
Sabine krümmte sich unter einem leichten Krampf, bevor sie ihren Monolog wieder aufnahm wie eine heruntergefallene Masche. Unterdessen fiel tote Schleimhaut aus ihrem Körper und erzeugte ein feuchtes, unreines Geräusch in der kleinen Schale aus Edelstahl, über der sie hockte.
»Es ist wohl auch völlig normal, dass ich mir noch vorkomme wie eine egoistische Schlampe, weil ich darauf programmiert bin, nicht an mich zu denken. Ich habe ständig das Gefühl, etwas Falsches zu tun, weil die Intuition meinen alten Verhaltensmustern folgt.«
Britta richtete sich auf. Ihre Körperbemalung war nicht zu sehen.
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