Otmar hieß unser sudetendeutscher Nachbar mit dem Hodenbruch. Er und seine Frau, die wir 'das Reptil' nannten, wohnten unter uns in einer mit Kunstblumen vollgestopften Wohnung, aus der zur Mittagszeit stets der üble Brodem ihrer Vertriebenengerichte schlug. Trotz seines fortgeschrittenen Alters arbeitete Otti, wie ihn alle nannten, in jeder freien Minute in seinem reichbemessenen Teil des Gartens, den er mit grotesken Steinanhäufungen und an den Böhmerwald gemahnenden Tannenschonungen überzog. Markant aber vor allem sein rechtes Ei, daß er bei der Gartenarbeit in viel zu enge Hosen presste, und das schätzungsweise die fünffache Größe eines normalen Herrentestikels hatte. Zudem war er unter den Nazis Jagdflieger gewesen und hatte die Angewohnheit, wenn Militärflugzeuge über das Grundstück flogen, strammzustehen und einen zackigen militärischen Gruß in die Lüfte zu senden, was bei seinem erdschweren Klöterich ein interessantes Spiel von Yin und Yang evozierte.
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