Rund 300 Ostermarschierer haben am Montag zeitweise Zufahrtswege zur europäischen Befehlszentrale der US-Armee in Stuttgart blockiert. Die Polizei beendete die Aktion vor zwei Toren nach etwa 20 Minuten und trug etwa 60 Blockierer weg, wie ein Sprecher sagte. Die Blockade wurde von einer Mahnwache und einem Friedensgottesdienst begleitet. Anschließend zogen die Demonstranten in die Stuttgarter Innenstadt und setzten sich auf Transparenten für eine Kürzung der Rüstungsbudgets ein. Insgesamt demonstrierten bei regnerischem Wetter nach Angaben der Veranstalter bundesweit in 60 Orten mehr als 10.000 Ostermarschierer. Dies seien etwa so viele Teilnehmer wie in den Vorjahren, erklärte das Ostermarschbüro in Frankfurt. In der Wittstocker Heide in Brandenburg protestierten knapp 2000 Menschen an einem Übungsplatz der Luftwaffe. Unter dem Motto "Gewalt hat keine Zukunft» riefen sie zum «Kriegsdienst verweigern" auf. Der umstrittene Bombenabwurfplatz bei Wittstock ist seit Jahren Schwerpunkt der Ostermärsche in Ostdeutschland. In Berlin versammelten sich etwa 500 Menschen am Brandenburger Tor. Die protestierten unter anderem dagegen, dass die Bundeswehr zu einer Interventionsarmee werde. Zahlreiche Demonstranten trugen Fahnen der PDS. Auf Transparenten hieß es: »Wir sagen Nein zu Interventionskriegen«. Auf anderen Spruchbändern hieß es: "Gegen Internationale Bundeswehreinsätze". In Frankfurt versammelten sich einige hundert Menschen zu einer Kundgebung vor der Paulskirche. Nach Angaben des zentralen Ostermarschbüros war der Einsatz der Bundeswehr in Jugoslawien ein Hauptthema der Kundgebungen. Der Krieg gegen Jugoslawien habe gezeigt, dass mit militärischen Mitteln keine politischen Konflikte zu lösen seien, erklärte das zentrale Ostermarschbüro. Die Proteste richteten sich auch gegen das geplante amerikanische Raketenabwehrsystem (NMD). "Raketen abrüsten statt abwehren", heiße das Motto. Die evangelische Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann, bedauerte das nachlassende Interesse an den Ostermärschen. Die Themen Krieg und Gewalt seien nicht gelöst, nur weil es keine unmittelbare Bedrohung wie in den 80er Jahren gebe, sagte Käßmann im »Deutschlandradio«. Andere Formen der Gewalt etwa in der Familie oder gegen Ausländer seien weiter in der Gesellschaft präsent. Bei Protesten gegen die NATO-Nachrüstung hatten sich in den 80er Jahren Hunderttausende den Ostermärschen angeschlossen.