Als ich gestern, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, an der häßlichen neogotischen Kirche vorbeikam, standen die Eingangstüren weit offen. Drinnen brannte kein Licht und ich konnte nichts erkennen. Und doch übte jemand seltsamerweise an der Orgel, etwas Chromatisches, glaube ich, von Bach. Noch an der übernächsten Ecke konnte ich diese unwirkliche Musik hören, die sich mit sachtem Nachdruck ins Gefühl wühlte, auch dann noch, als sie sich mit dem Lachen, Lärmen und den Fernsehgeräuschen aus der Eckkneipe vermischte. Bei der Eisenbahnüberführung wurde alles von dem Dröhnen und Rattern eines Zuges mit hell erleuchteten Fenstern verschluckt. Aus den Gärten dufteten jetzt die Rosen. Eine mir entgegen kommende Frau blickte mich erschrocken an, weil sie mich im Dunkeln erst im letzten Moment bemerkt hatte.
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