Memetischer Optimismus
John Locke hat bereits erkannt, dass jegliches Wissen aus der
Erfahrung hergeleitet ist. Bezueglich der Logik oder der Mathematik
war er sich dessen nicht so sicher. Wenn wir aber Erfahrung als
praktisches Handeln des sich damit selbst setzenden Menschen
definieren, als ein Handeln, aus dem sich die veraenderbare Identitaet
von in diese Erfahrung eingebundenen Einzelnen oder Gruppen ergibt,
dann leitet sich auch die Logik wie alles Wissen und wie die Sprache
aus der Erfahrung her. Damit siedeln wir die Logik nicht ausserhalb
des Denkens an, aber in der Erfahrung; aufgeworfen ist damit die
Frage nach der logischen Replikation. Dawkins hat den Replikator als
ein biologisches Molekuel definiert, das "die ausserordentliche
Eigenschaft hat, von sich selbst Kopien anzufertigen". Eine solche
Einheit verfuegt offenkundig ueber Fruchtbarkeit, Treue und
Langlebigkeit. Auch die Sprache ist ein Replikator; genauer: ein
replikatives Medium. Die Frage ist, ob Verdoppelung nur kraft der
eigenen strukturellen Merkmale moeglich ist oder ob man z. B. die
Logik als Replikationsregel in Erwaegung ziehen muss. Vielleicht ist
ja sogar die Logik ihrer Natur nach replikativ.
Solche UEberlegungen gehoeren in den weiteren Rahmen der Memetik.
(Memetik soll den Begriff Genetik anklingen lassen und als
Forschungsgegenstand die Meme, nicht die Gene, haben.) Sie geht von
der Annahme aus, dass Meme, die geistigen AEquivalente zu Genen, auch
Evolutionsmechanismen unterworfen sind. Im Gegensatz zur natuerlichen
Evolution vollzieht sich memetische Evolution in effizienteren
Groessenordnungen und mit viel groesserer Geschwindigkeit.
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