Von den meisten Lehrern wurden wir auf einmal mit »Sie« angesprochen, und das, was manche Lehrer sagten, wurde auf einmal sehr ernst genommen, nächtelang darüber diskutiert. Die Jungs bekamen komisch aussehende Gewächse im Gesicht, deren Entfernung zu Pickeln führte. Die Mädchen bekamen ihre Tage. Wer nicht rauchte, war out, und wer in sein wollte, mußte zumindest Gras rauchen. Im Sommer wurde an irgendwelchen Seen nackt gebadet, und anschließend über den Sinn des Lebens gelabert. Manche erlebten ihren ersten Sex, einige sogar eine Liebe. Einige trampten bis nach Nordafrika, oder fuhren mit Interail quer durch Westeuropa. Man demonstrierte für Petting statt Pershing, und redete über Buddhismus. Geld wurde zum Gegenstand tiefster theoretischer Verachtung und höchster praktischer Bedeutung. Einigen fingen an, zu jobben, und behaupteten nachher ernsthaft, Hauptschulabsolventen seien menschenähnliche Geschöpfe, mit denen man reden könnte. Manche Lehrer besuchte man zuhause, um über den Nato-Doppelbeschluß zu diskutieren. Man trat aus dem Religionsunterricht aus, und fuhr mit denen, die schon Führerschein hatten, in klapperigen Kisten nach Mutlangen und West-Berlin. Für die Jungs wurde die Bundeswehr allmählich eine ernstzunehmende Sorge. Namen und Adressen von »linken« Ärzten kursierten auf der Toilette, wo man die »Atteste« miteinander verglich. Alkohol wurde in den ungesündesten Formen exzessiv konsumiert, und wieder ausgekotzt. Und die Musik dazu kam von Ulla Meinecke, Heinz-Rudolf Kunze und Konstantin Wecker, der noch eine ganze Menge leben wollte, genauso wie wir.
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