So einen Spiegel hat René zuhause nicht. Soweit Hannes weiß, ist da einer im Badezimmer, wie üblich über dem Waschbecken, und ein ganz schmaler im Flur.
Hannes hat den Spiegel von Freund Björn, dem Billardspieler. Zwei Meter hoch, auf einem fahrbaren Untersatz: Profispieler stellen so einen Spiegel beim Training hin, um die Haltung zu kontrollieren.
Gern beobachtet Hannes, aus einiger Ferne, wie René vor dem Spiegel posiert, sich dreht und wendet. Entdeckt er seinen Körper, findet er sich schön? (Er glaubt den Schwärmereien von Hannes nicht recht).
Die grün glänzende Turnhose (Hannes hat eine ganze Sammlung) ist Renés Lieblingsstück. Ist weit geschnitten (er liebt die allzu engen nicht).
René lässt sie herab, zieht sie hoch, ganz hoch, verdreht sich, so gut es geht, um zu sehen, wie der dünne Stoff in der Potiefe verschwindet.
Der Wunsch, René möge vollkommen verstehen, dass er, Hannes, ihn, René begehrt.
Mehr, es nachvollziehen. Hat nicht René neulich den eigenen molligen Bizeps voll Wonne geküsst?
Beneidet er gar Hannes, weil der an Stellen kommt, die ihm unerreichbar sind?
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