Es scheint lohnend zu sein, bei Google-Books nach Nylons in literarischen Texten zu suchen. Hier eine Szene in einem Krimi, wo Nylonstrümpfe vor Jahrzehnten noch selten waren und offenbar als völlig deplaziertes Weihnachtsgeschenk empfunden und vom Vater der beschenkten jungen Dame namens Feely sofort vernichtet wurden:
»»Oh!«, rief Feely aus, als das Papier endlich kapitulierte. »Nylonstrümpfe! Wie hübsch! Wo hast du die denn aufgetrieben?« Sogar Daffy hielt den Atem an. Nylonstrümpfe waren so selten wie Einhornfladen, der Heilige Gral aller Geschenke. Vater schnellte in die Höhe, als hätte er auf einer Sprungfeder gesessen. Wie ein geölter Blitz durchquerte er das Zimmer, und im nächsten Augenblick baumelten die Strümpfe, die er Feely entrissen hatte, wie Nattern in seinen Händen und von seinen Unterarmen. »Das ist wirklich unerhört, junger Mann! So etwas schickt sich ganz und gar nicht! Wie können Sie es wagen?« Er fegte die Strümpfe von seinen Armen und warf sie ins Kaminfeuer. Die Strümpfe schrumpften zusammen, krümmten sich in den Flammen und wurden kohlschwarz. Die Hitze zerlegte das Nylon in seine chemischen Bestandteile: Adipinsäure, das wusste ich, und Hexamethylendiamin. Als sie ihren Geist in einem letzten, köstlichen Aufflackern endgültig aufgaben, überlief mich ein wohliger Schauer. Ihr Todesatem, ein Hauch des tödlichen Giftgases Blausäure oder Cyanwasserstoff, stieg in den Schornstein empor und verflüchtigte sich. Im Handumdrehen war Carls Geschenk nur noch ein klebriger schwarzer Klumpen auf einem dicken Holzscheit.«
Aus: Alan Bradley, Flavia de Luce 4 – Vorhang auf für eine Leiche: Roman.
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